Althaber, Teilzeitarbeit im Lebenslauf von Männern

Agnieszka Althaber, Teilzeitarbeit im Lebenslauf von Männern, Zur beruflichen Strukturierung von Übergängen und Konsequenzen, Budrich Verlag, 2022

Es bestehen in Deutschland deutliche Geschlechterunterschiede in der Teilzeitbeschäftigung. Während die Teilzeitquote bei Frauen 47,9 % liegt, beträgt sie bei Männern 11,2%. Die Teilzeitquote ist für beide Geschlechter in den letzten Jahren zwar gestiegen, doch die Zunahme für Frauen fiel stärker aus. Diese Geschlechterungerechtigkeiten haben auch mit einer ungleichen Arbeitsteilung im Privaten zu tun. Viele gerade jüngere Männer wünschen sich ein neues Rollenmodell, ein stärkeres Engagement in nicht erwerbsbezogenen Lebensbereichen wie einer aktiven Vaterschaft. Die dementsprechenden Wünsche von Männern nach kürzeren Arbeitszeiten stimmen nicht mit der realisierten Praxis überein.

Darauf bauen die Fragestellungen des Buches auf: Warum arbeiten so wenig Männer in Teilzeit? Ist Teilzeit eine längere Episode im Erwerbsleben von Männern? Welche Konsequenzen hat die Teilzeitarbeit für die berufliche Karriere? Das Buch möchte einen Beitrag für die Forschung von Geschlechterungerechtigkeiten auf dem Arbeitsmarkt leisten. Es geht in dem Buch nicht um Teilzeit bei Männern bsp. beim Arbeitsmarkteinstieg bzw. im späteren Erwerbsleben.

Es gibt viele Gründe dafür, dass die Teilzeitquote bei Männern so niedrig ist. Einmal spielt die berufliche Geschlechterkomposition eine Rolle, d.h. in frauendominierten Berufen wie Dienstleistungsberufen gibt es bessere Gelegenheitsstrukturen. Gleichzeitig wirken in unterschiedlichen Berufen verschiedene Arbeitszeitnormen. In dem Buch wird ein Überblick über bestehende Forschung gegeben, es werden etablierte Forschungsansätze vorgestellt.

Für Männer ist die Angst vor dem beruflichen Abstieg bzw. vor schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten ein Hauptgrund gegen eine Reduzierung der Arbeitszeit. Männer fürchten, dass sie geringere Aushandlungsprozesse zwischen den Partnern, in denen die ökonomischen Ressourcen der Partner und deren Relation zueinander handlungsleitend sind) und der Doing Gender Ansatz (Übereinstimmung des Verhaltens von Männern mit den kulturell verankerten Geschlechterstereotypen) wirkt ebenfalls. Die Abwesenheit von familiären Verpflichtungen scheint ebenfalls förderlich zu sein. Konsequenzen der Teilzeitarbeit für Männer? Die Angst von Männern (aber auch von Frauen) vor beruflichen Nachteilen bei einer Teilzeitbeschäftigung sind durchaus berechtigt. Insbesondere wenn die Teilzeitbeschäftigung über einen längeren Zeitraum ausgeübt wurde.
Aktuell fehlen Forschungen, die empirisch belastbare Erklärungen für die Teilzeitbeschäftigung von Männern liefern und insbesondere die Wege und die Dauer von Teilzeitbeschäftigungen untersuchen. Erste Hinweise gibt es allerdings: Die Teilzeitquoten fallen umso niedriger aus, je höher die Anteile an Männern, Vollzeitbeschäftigung und Mehrarbeit sind. Heterogenität in der Teilzeit ist bei Männern höher als bei Frauen.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die beruflichen Arbeitszeitnormen in Form von starken Verfügbarkeitserwartungen eine zentrale Barriere für die Arbeitszeitreduzierungen von Vätern sind. Daher stellt die Arbeitsorganisation in den Betrieben einen zentralen Ansatzpunkt dar, wenn für Männer, aber vor allem auch für Väter, in Zukunft mehr Möglichkeiten in der Nutzung von Teilzeitarbeit geschaffen werden soll. Männer müssen dann aber auch für neue Lebensmodelle einstehen und konsequente Schritte hin zu einer Arbeitszeitreduzierung gehen.

Jürgen Döllmann

Stichworte: Männer Heute, Männerarbeit

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