Fuchs, Gott geht unter die Haut

Rainer Fuchs, Gott geht unter die Haut, Herder Verlag Freiburg im Breisgau 2020

Der Autor ist Mitglied der Rummelsberger Bruderschaft und als Diakon der evangelisch-lutherischen Kirche arbeitet er an der Schnittstelle zwischen Verkündigung und Sozialarbeit: Das heißt Bedürftigen zu dienen und sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Konkret bedeutet es Gemeindearbeit im Stadtviertel, um dort christliche Werte und Ideen sichtbar zu machen und Glaube und Nächstenliebe aktiv vorzuleben. In dem Buch schildert er seinen persönlichen Glaubens- und Lebensweg und gibt Einblick in seinen beruflichen Alltag.

Er beginnt sein Buch mit Erlebnissen nach der Trennung von seiner Frau. Er stellt sich Fragen wie „War ich nicht fest eingeschlafen in meinem Trott und damit weiter entfernt von meinen Zielen? Somit beginnt das Buch mit seiner Einsamkeit nach der Trennung. Er beschreibt denn auch das Scheitern seiner Beziehung: Wir hatten drei neue Mitbewohner: Unzufriedenheit, Eifersucht und Streit. Und sein eigenes Hadern, worauf sollte ich noch vertrauen?

Und das genau möchte er: über seinen Glauben mit möglichst vielen anderen Menschen reden. Seine Berufung als Christ bedeutet für den Autor sichtbar zu sein und ist seine Motivation in die eigene Umgebung diakonisch hineinzuwirken.

Was will der Autor mit dem Buch bewirken? Er möchte von seiner Mission erzählen, seiner Berufung. Und Lust darauf machen zu gestalten und somit Kirche wieder sichtbar zu machen.

Ein faszinierendes autobiographisches Buch über seine christlich motivierte Arbeit, seinen Lebensweg. Sehr offen geschrieben. Die Werke der Barmherzigkeit sind wichtiger Bestandteil seiner Spiritualität. Aber der Autor spricht auch über erfahrene Verletzungen und den Umgang damit. Und über sein Mann sein. Er versucht, Kontakt zu Kirchenfernen und den Menschen am Rand der Gesellschaft aufzunehmen. Aber er zeigt damit auch auf, welchen Weg Kirche gehen könnte, nämlich nah am Menschen. Und er stellt Fragen: Was muss Kirche sein? Wie erreicht Kirche die Umsetzung der Bergpredigt? Das heißt aber auch, dass er auch Wiedersprüche aufzeigt: überzeugter Biker, am ganzen Körper tätowiert aber auch verletzlich.

Was nehme ich noch mit aus seinen Ausführungen? Beispielsweise seine Ausführungen zum Scheitern. Männer hassen es zu scheitern. Und doch müssen wir es lernen. Wir fallen und stehen wieder auf. Also Chancen erkennen statt seinen Niederlagen nachzuhängen. Und wie wichtig in Krisen Gemeinschaft ist. Durch Krisen kann man auch weiterwachsen. Und das ich nicht tiefer fallen kann als in Gottes Hand.

Mit dem Beschreiben seiner eigenen Glaubens- und Lebensgeschichte kommt für mich authentisch rüber, was gelebter Glaube bedeuten kann.
Ein ehrliches und ungeschminktes Glaubenszeugnis. Aber auch ein Aufruf: schauen, was bedeutet die Situation in unserem Viertel für unsere Kirchengemeinde und was heißt das für die Entwicklung eines adäquaten Angebots.
Gott geht unter die Haut. Beim ihm im zweifachen Wortsinn. Man merkt dem Buch an, dass der Autor für seine Sache brennt. Ein inspirierendes Buch.

Jürgen Döllmann

 

Stichworte: Glaube, Lebenshilfe, Männlichkeit

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