Sill, Knieps-Port le Roi, Vom Glück der Freundschaft

Bernhard Sill, Thomas Knieps-Port le Roi, Vom Glück der Freundschaft, EOS Verlag St. Ottilien, 2020

Freundschaften stellen eine der wichtigsten sozialen Lebensformen dar. Wenn man sie aber nicht kaufen kann, was ist sie dann? 32 Autorinnen und Autoren widmen sich dieser Frage in dem Sammelband, der in die Kapitel Bibel, Dichtung und Literatur, Philosophie, Theologie und Spiritualität und Lebensarten der Freundschaft unterteilt ist Das Buch nähert sich dem Thema Freundschaft also von unterschiedlichen Seiten. Daher bietet es auch dem interessierten Leser und der interessierten Leserin unterschiedliche Zugänge zu dem Thema.
In einer Einführung geht es um Grundsätzliches zum Thema: Sicher trifft man Freundschaften dort am häufigsten, wo Menschen das gleiche Schicksal, den gleichen Beruf oder die gleiche Gesinnung haben. Es gibt aber auch Freundschaften zwischen entgegengesetzten Charakteren und andere Variationen. Freundschaft wurzelt in der Übereinstimmung, findet ihren Ausdruck aber in der Verschiedenheit. Ein Freund ist jemand, der für mich da ist, wenn ich ihn brauche.

Besonders interessant fand ich in dem Bereich Dichtung und Literatur, Musik den Aufsatz über Freundschaft im Märchen.: Gerade in Märchen ist von Männerfreundschaften die Rede, das Zusammenhalten von Gefährten und das Durchstehen auch schwieriger Situationen werden oft betont. In dem mit Philosophie, Ethos und Ethik überschriebenen Bereich des Buches wird in einem Aufsatz zunächst die Reflexion über die Freundschaft (Platon, Aristoteles, Cicero) herangezogen. Beziehungen wie Freundschaft gründen ursprünglich nicht auf gegenseitiger Sympathie, sondern auf gegenseitiger Verpflichtung Freundschaft im antiken Sinne war eine auf Tugend basierende Beziehung, aber auch eine Angelegenheit des politischen Alltags.

In einem Aufsatz zur Gottesfreundschaft erscheint Christus als derjenige, der Menschen eine Relation der Nähe und Vertrautheit -eben Freundschaft ermöglicht, in dem er sich den Menschen öffnet und zu erkennen gibt. Heilige sind Menschen, die lieben (Gottes- und Nächstenliebe) und denen man das auch ansieht. Bei denen man die Liebe an ihre Taten ablesen kann. Deshalb bekamen sie den Ehrentitel „Freunde Gottes“. Die Heiligen machen uns Mut, sich auf eine Freundschaft mit Gott einzulassen.

Schon immer ist die Selbstannahme, die Selbstliebe bzw. die Freundschaft mit mir selbst Voraussetzung zur Fähigkeit der Freundschaft. Wichtig ist immer einen gesunden Realismus zu wahren und nicht nur Idealvorstellungen von Freundschaft zu entwickeln. Freundschaft ist ein dynamischer Prozess und keine statische Größe. Auch eine zunächst lockere Freundschaft kann in ihrer Tiefe wachsen und sich der Charakterfreundschaft annähern. In weiteren Kapiteln wird die Freundschaft im Jugendalter und im Alter beleuchtet, in beiden Kapiteln leider ohne einen männerspezifischen Blickwinkel.

In zwei Aufsätzen geht es dann intensiv um das Thema Männerfreundschaft: Männer auf der Suche nach einem Freund ist mit der Angst (sich zu öffnen) und Vertrauen zu riskieren verbunden. Außerdem braucht Freundschaft Zeit zum Entstehen und Wachsen.

Dr. Andreas Heek schreibt im zweiten Aufsatz zu dem Thema über die Rehabilitierung der Männerfreundschaft: Männer sind tendenziell bei dem Thema Männerfreundschaft verunsichert, wissen nicht wie sie sich verhalten sollen (bei guten Freundschaften gelten sie als der Korruption verdächtigt, haben sie keine gelten sie als verdächtige einsame Wölfe). Alle Formen der Freundschaft existieren nebeneinander. Freundschaft ist dann wertvoll, wenn sie dem Individuum das Gefühl gibt, in der Welt und im Kontakt mit ihr und den Menschen zu sein. (Schrauber Freunde, Philosophenfreunde, Vereinsfreunde, Berufsfreunde, Lebensfreunde). Männerfreundschaften sind nicht immer frei von Rivalität. Es ist aber auch möglich, ein interessantes Männerleben zu führen, ohne in allen Bereichen Freunde zu haben. Männer sollten aber offen sein für andere Männer, die zu ihnen passen. Zu wünschen wäre ein angstfreierer Umgang mit Gefühlen der Zuneigung unter Männern. Auch Freundschaften zwischen Männern und Frauen sind möglich.

Vielleicht bleibt am Ende des Buches nur die Einsicht, das Freundschaft ein Spiegel ist, in dem sich der Mensch selbst erkennt. Und für mich wichtig: Du kannst einen Freund unter Männern suchen und finden, wenn du bereit bist dich zu wagen. Das ist doch eine Botschaft für die Männerseelsorge und die Männerarbeit!

Jürgen Döllmann

Stichwörter: Beziehung, Lebenshilfe, Männer heute

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