Seltmann, Neuseesohnland

Andreas Seltmann, Neuseesohnland, sorriso Verlag 2019, Radolfzell

Eure Söhne brauchen euch! Sie brauchen anwesende und nicht abwesende Väter, die sich auf Augenhöhe mit ihnen auseinandersetzen. Es braucht gemeinsame Vater-Sohn Erlebnisse und Rituale, die verbinden, zusammenschweißen und Lernen zulassen. Dieses Zitat steht am Anfang des lesenswerten Buches eines Vaters über eine intensive Erfahrung, ein intensives Kennenlernen zwischen ihm und seinem Sohn in einem gemeinsamen Urlaub in Neuseeland.

Der Sohn muss das 2-jährige Berufskolleg, das er nach der mittleren Reife besucht, wegen schlechter Noten verlassen. Trotz der Zusage eines Ausbildungsplatzes verspürt der Vater dadurch den Wunsch, mit seinem Sohn eine gemeinsame Reise zu unternehmen. Der Vater schreibt in dem Buch, er habe nicht bewusst auf diese Reise hingearbeitet, es habe sich so ergeben.

Neben zahlreichen Erlebnissen ist auf der gemeinsamen Reise ist auch Zeit zum Reden da: Über Liebe, Männerfreundschaften und das Leben. Die einzelnen Kapitel in dem Buch sind als Briefe gestaltet: In persönlichen Briefen an lebende, verstorbene und fiktive Personen geht es um die Vater-Sohn Beziehung, aber auch um die Entwicklung des Mannes als Vater selber.

Am Ende dieser Briefe stehen dann Erkenntnisse des Tages wie zeige deinem Sohn den Platz in der Reihe der Ahnen oder nutze die „Schwellen-Phasen“ im Leben deines Sohnes, um erinnerungswürdige Übergänge zu zelebrieren und ihm Sicherheit zu geben. Jedes noch so kleine Ritual dabei ist ein Ritual.

Seine Gedanken kreisen in den Briefen um die Geschichte zur Reise, um frühere gemeinsame Vater-Sohn- Zeiten und um Fragen wie „Hatte ich als junger Papa eigentlich schon den Wunsch, unserem Sohn ein guter Begleiter zu sein?“

In dem Buch werden dann am Schluss zwei Erkenntnisse aus der Reise für den Vater formuliert:

Eine Erkenntnis: Wir sind als Eltern nicht für das Glück der Kinder verantwortlich. Wir können nur Brücken bauen und Chancen ermöglichen.

Zweite Erkenntnis: Die Vaterrolle ändert sich im Laufe des Lebens, je nach Situation und Lebensstation, immer wieder.

Deutlich wird auch, dass das gemeinsame Gespräch beispielsweise über die Freundinnen (des Sohnes) Fragen an die eigenen Werte und die eigene Beziehung stellt. Und dass er auch viele über sich lernt. Auf der Reise beispielsweise, dass seine Zeit als Beschützer vorbei ist. „Wenn wir weiter zusammenwachsen wollen, müssen wir gleichberechtigt auf Augenhöhe entscheiden“. Bei den Gesprächen stellt der Vater fest, dass beide teilweise gemeinsame, aber auch völlig unterschiedliche Kompetenzen haben.

Als Ergebnis der Reise formuliert der Autor: Diese Reise schenkt mir einen klaren Blick dafür, dass über Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen an die Söhne weitergegeben werden muss. Und: Wir gehen leichter und kraftvoller durchs Leben, wenn es uns gelingt, „wertschätzende Abschlüsse“ zu zelebrieren. Für den Vater ist diese Reise auch „Kindheitsabschieds- und Erwachsenen-Aufnahmeritual und eine Art Lebenshilfe.

 

Er resümiert: Der Vater ist oft sich selbst auf der Reise begegnet und gleichzeitig merkt er, dass er sehr stolz auf seinen Sohn ist.

Der Autor möchte Vätern Impulse geben und sie ermutigen, sich auf einen gemeinsamen Weg mit ihren Söhnen zu machen. Ein für dieses Plädoyer wertvolles Vater Kind Buch!

 

Jürgen Döllmann

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