1. Fastensonntag

Wofür sich zu leben lohnt! Visionen eines Opas.


Was soll ich dir schreiben? Dir, meinem Enkel? Dir, den nach uns Kommenden? Dass ich dir keine sichere Zukunft garantieren kann? Dass ich nicht weiß, was alles noch kommt? Dass ich das Gefühl habe, so „sicher“ wie die Jahrzehnte seit Kriegsende 1945 wird es nicht mehr sein?

Weil ich dir in Zukunft nichts garantieren kann, will ich dir von meinen Erfahrungen und Überzeugungen schreiben.
Kriege werfen lange Schatten. 1948 kam mein Vater aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Hinter ihm lagen 12 Jahre Arbeitsdienst, Wehrmacht und Gefangenschaft. Über den Krieg hat er nicht gesprochen. Aber der Krieg war noch lange präsent: Nachts hat er oft laut geschrien, Alpträume. Traumata? Die Angst vor den Russen bestimmte sein Leben. Aber: Meine Kriegsdienstverweigerung unterstützte er voll, mit dem Wissen „Kriege lösen keine Probleme“.


Gewaltfreiheit. Die 70er und 80er Jahren waren für mich ein Jahrzehnt der Friedensbewegung und Völkerverständigung. Wir wollten Gewalt abschaffen. Friedenskundgebungen und gewaltfreie Blockaden von Atomraketendepots, 108 km Menschenkette gegen Pershing-Raketen, Fasten für den Frieden und vieles andere – motiviert von Mahatma Gandhi und Erfahrungen der Sozialen Verteidigung. Was bleibt? Ausgeträumt? Auch wenn wir vielleicht nicht viel gewonnen haben, nicht viel weiter gekommen sind mit dem Frieden: Unsere Überzeugungen und Werte sind es wert, weitergegeben zu werden. Wir sollten die guten Geschichten erzählen. Und dass es wichtig ist, bei der eigenen Wahrheit zu bleiben.


Wer sonst, wenn nicht wir?! Eine alte Erfahrung: Wer soll es erzählen? Dass Frieden umfassend ist: Menschen, Natur und Geist. Dass Gewaltfreiheit Hoffnung schenken kann. Dass Freundlichkeit lohnt und ansteckend wirkt. Dass Versöhnung geht – auch zwischen Völkern, für mich das Motiv unserer vielen Ost-West-Begegnungen in den 80ern. Dass unsere Welt ohne die vielen aktiven, lebenszugewandten Hoffnungsträger*innen ärmer wäre. Viel ärmer.
Es ist so. Der Wärmestrom der Welt (Ernst Bloch) braucht uns, immer wieder neu: die Träumer und Gutmenschen, die Sensiblen und Gewaltfreien, die Achtsamen und Zugewandten, die Menschen, die sich vom Leid anderer berühren lassen, die sich von Hoffnungen bewegen lassen. Das weiterzugeben, ist wichtig. Weiterzugeben gegen den Sog des „Realismus“ und der „Verzweiflung“.


Paulo Coelho schreibt im „Handbuch Kriegers des Lichts“:
Ein Krieger des Lichts glaubt.
Weil er an Wunder glaubt, geschehen auch Wunder. Weil er sich sicher ist, dass seine Gedanken sein Leben verändern können, verändert sich sein Leben. Weil er sicher ist, dass er der Liebe begegnen wird, begegnet ihm diese Liebe auch.
Manchmal wird er enttäuscht, manchmal verletzt.
Und dann hört er Kommentare wie diesen: „Wie naiv er doch ist!“
Aber der Krieger weiß, dass es sich lohnt. Für jede Niederlage gibt es zwei Siege. Alle, die glauben, wissen das.

Ist das Esoterik? Schönreden? Billiger Trost? Oder eine Gewissheit, die uns immer wieder aufstehen und weitermachen lässt? Das weiß ich: Dass wir vieles verlieren und aufgeben können, aber nie unseren Glauben, der uns zu Menschen macht! Zu liebenden Menschen.
Frage: Was sind deine Visionen, die du (d)einem Enkel/(d)einer Enkelin weitergeben möchtest? Oder einem anderen wichtigen Menschen, der dich fragt?

(Text: Dr. Hans Prömper)
Zitat aus: Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts, Zürich (Diogenes Tb) 2006, S. 72.

Zitat aus: Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts, Zürich (Diogenes Tb) 2006, S. 72.

 

 

Ein Angebot zur Ergänzung:

Aus-Zeit für mich. Männerwochenende Kloster Jakobsberg 22.-24.03.2024 (Palmsonntag)

„Frieden finden – mit der Welt und mir“

Was sind meine Erfahrungen und Visionen mit dem Frieden? Seien sie privat, politisch oder spirituell? Welchen Frieden suchen wir, einzeln wie gemeinsam? Wie verbindet uns unsere Sehnsucht nach einer Welt ohne Leid und Gewalt?

Das Wochenende auf dem Jakobsberg bietet Impulse für Geist und Seele. Es geht um Austausch und Eigenzeiten. Offene Gespräche unter Männern wechseln mit Spaziergängen und Besinnung. Es gibt Raum für Stille, Natur, auch gemeinsames Beten.

Elemente sind

  • Gesprächsrunden mit anderen Männern – zu Lebensfragen und Spiritualität
  • Angeleitete Eigenzeiten zur Selbsterkundung – zwischen Konflikten und Wünschen
  • Spaziergänge und Impulse für Geist und Seele – Texte, Gedichte und Gebete, Natur, vielleicht auch gemeinsames Sprechen und Singen, stille Zeiten

Die Klostertage sind eine gute Ergänzung zu den spirituellen Fastenimpulse für Männer per E-Mail, an deren Thema sie sich orientieren.

Termin:                Freitag, 22.03.2024 (Abendessen) – Sonntag, 24.03.2024 (Mittagessen)

Leitung:               Dr. Hans Prömper, Erwachsenenbildner und Theologe, Universität des 3. Lebensalters Frankfurt

Ort:                       Kloster Jakobsberg, 55437 Ockenheim (www.klosterjakobsberg.de)

Veranstalter:     Institut für Spiritualität, Bistum Mainz,

Kosten:                Kursgebühr: 75 €
Verpflegung, EZ – Du/WC: voraussichtlich 160,50 €
Teilnehmer aus dem Bistum Mainz können einen Zuschuss erhalten. Bei niemand sollte die Teilnahme an den Kosten scheitern – bitte nehmen Sie dazu Kontakt mit uns auf.

Anmeldung:       Institut für Spiritualität, Himmelgasse 7, 55116 Mainz

Internet:             https://bistummainz.de/glaube/institut-spiritualitaet/exerzitien-besinnung/veranstaltung/Aus-Zeit-fuer-mich.-2024.03.22

E-Mail:                 institutfuerspiritualitaet@bistum-mainz.de

Telefon:               06131-253-437

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