2. Fastensonntag

Frieden mit und in der Kirche

Die katholische Kirche steht in dem Ruf, nicht mehr zeitgemäß zu sein. Von alten Männern regiert, die eine starre Theologie verträten, moralisch an vielen Stellen unglaubwürdig, wird sie ein leichtes Opfer für Pauschalkritik. Auch innerhalb der Kirche brodelt es schon länger. Nicht nur wegen der Themen, die auch gesellschaftlich kritikwürdig zu sein scheinen. Kirche als sie selbst tut sich schwer, unterschiedliche Glaubenseinsichten in den eigenen Reihen zuzulassen.

Auch ich selbst neige manchmal dazu, meine eigenen Erkenntnisse, die ich mir erarbeite, in theologische Allgemeinwahrheiten zu gießen und diese als „Wahrheit“ darzustellen. Das ist allerdings längst überholtes Denken. Auch wenn ich noch so sehr davon überzeugt bin, dass das, was ich heute denke, „wahr“ ist, weiß ich aus Erfahrung, dass in nicht allzu ferner Zeit diese Erkenntnis von den Zeitläufen überholt werden kann. Wissenschaft at its best beschreibt eine Hypothese als so lange als valide, bis neue Erkenntnisse neue Hypothesen erfordern, die die alten ablösen. Auch Theologie als Wissenschaft lebt davon, dass neue Erkenntnisse zu neuen vorläufigen „Wahrheiten“ führen, eben lediglich zu Hypothesen.

Um die Vergemeinschaftung des christlichen Glaubens mache ich mir Sorgen. Finden wir noch zusammen und können feiern, was wir glauben? Schaffen wir den Spagat zwischen persönlicher Glaubenserfahrung und Gemeinschaft von glaubenden Menschen? Ich meine, wir können das schaffen.

Ich habe die Vision einer vielfältigen Kirche, einer Buntheit, die als Reichtum erfahren wird. Voraussetzung dafür ist, dass der biografischen Erfahrung eines jeden Menschen Respekt gezollt wird. Dass niemandem das Recht abgesprochen wird, sich zu zeigen. Und dass mein Herz sich öffnet für den anderen, auch wenn ich schon mal über meinen Schatten springen muss.

Dieser Frieden ist nicht das viel in der Kirche praktizierte „Wir-haben-uns-alle lieb-Prinzip“; viel zu oft ist das nämlich nur schlecht camouflierte Heuchelei. Das Gegenteil ist wichtig, meiner Meinung nach: manchmal müssen wir uns streiten, ringen um das bessere Argument, und auch Arbeiten an Verbohrtheiten im eigenen Denken. Respekt und Gerechtigkeit sind dabei die Prinzipien, die dabei helfen können, Frieden zu halten und zu schaffen und damit die Gräben des Ausgrenzens und der Intoleranz zuzuschütten.

Wie kann ich „meinen Frieden“ mit der Kirche machen? Wie kann ich daran mitwirken, dass innerhalb der Kirche Frieden gelebt wird?

Dr. Andreas Heek ist Leiter der Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den Deutschen Diözesen und Koordinator der Bundesarbeitsgemeinschaft für Queerpastoral in den Deutschen Diözesen. Von 2022-2023 vertrat er den Lehrstuhl für Pastoraltheologie der katholischen Fakultät der Universität Münster. Für das Forum katholischer Männer ist er Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken.

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