Aldenhoff, Mensch, Mann!

Josef Aldenhoff, Mensch, Mann! Was ist los in Männerseelen?, Herder Verlag Freiburg im Breisgau 2021

Prof. Dr. med. Josef Aldenhoff, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie schreibt in seinem Buch von männlicher Dominanz und (selbst-) zerstörerischem Verhalten der Männer.
Seine Grundthese ist, dass es die Auseinandersetzung der Männer mit sich selbst und der Art und Weise, wie sie möglicherweise zu dem Männerproblem unserer Gesellschaft beitragen, braucht. Diese Grundprobleme sind nicht naturgegeben, sondern haben mit männlicher Erziehung und Sozialisation, also mit über Jahrhunderte geprägten Vorstellungen, wie ein Mann zu sein hat und sich zu verhalten hat, zu tun. Der Autor richtet seinen Blick vor allem auf die Seele der Männer, auf das Kind mit Bedürfnissen nach Nähe und Liebe, was jeder Mann einmal war. Jeder Mann war einmal ein Junge, d.h. es muss auf die Erziehung von Jungen geachtet werden und jeder erwachsene Mann muss sich fragen, wie bin ich so geworden, wie ich bin. Es geht dem Autor um die Frage nach der Beziehung zwischen männlicher Dominanz und der Zerstörung von Menschenleben durch häusliche Gewalt, durch Vergewaltigung und Missbrauch von Kindern. Männer müssen andere Verhaltensmöglichkeiten entdecken, andere Alternativen.

Die Macht entfaltet ihre eigene Dynamik, indem sie Privilegien schafft, die dem Mächtigen eine Sonderstellung geben. In uns allen steckt das Böse, die Gewalt. Wenn sie als Mann sehen wollen, was Grenzüberschreitung tatsächlich bedeutet, haben wir 3 Blickwinkel: Zeuge (wahrnehmen und das Wahrgenommene bezeugen), in die Täter hineinversetzen und emphatisch verstehen wollen der Opfer.

Wäre es nicht Zeit für eine männliche Initiative gegen unsägliches Männerverhalten? Weil es besser für unsre Seele wäre. Sich zu schämen ist ein erster Schritt, um Zugang zu unseren Gefühlen zu bekommen.

Eine Änderung setzt aber voraus, dass wir begreifen, wie wir Männer eigentlich zu dem geworden sind, was wir heute sind. Jungen, die ihre Gefühle spüren und sie ausdrücken, werden vom Vater verachtet, weil weiche Gefühle unmännlich sind. Vielen wurde im Verlauf des Erwachsenenwerdens anerzogen, Gefühle nicht wahrzunehmen und zu ihnen zu stehen. Außerdem wird die Lücke der Gefühle oft mit Ärger, Aggression und Gewalt gefüllt. Männer, die den Zugang zu ihren positiven Gefühlen verloren haben, zu Empathie und Mitgefühl, leiden. Als Ersatz dient oft Sex, Alkohol, Drogen. Die patriarchalische Männlichkeit fordert einen sehr hohen Preis. Wenn ich mit meinen eigenen Gefühlen nicht zurechtkomme, droht ein ständiger Kontrollverlust (nicht weiter Wissen). Eine Auseinandersetzung mit Vielfalt und Komplexität findet nicht statt. Nur wenn ich mich selbst und mein Leben wertschätze, kann ich andere Personen in ihrem Wert wahrnehmen. Die Möglichkeit, sich gewaltsam zu verhalten, gehört zu unserem biologischen Erbe. Eine Möglichkeit, aber keine zwingende Notwendigkeit!

Was also tun? Suche nach einem neuen Weg für die Männer. Mitgefühl und Vergebung für mich selbst. Wir müssen unsere Privilegien aufgeben. Man wird, wo auch immer, als Mann erkannt und identifiziert. Das hat Vor- und Nachteile (Erwartungen und Befürchtungen, die der Rest der Welt Männern entgegenbringt). Sind sie wirklich in diese Männerrollen gezwungen worden. Gab es nie eine Alternative? Sagen wir es mal so. Eine Wahl hätten wir wohl schon gehabt, aber sie war uns nicht bewusst.

Verständnis oder Vertrauen bekomme ich nur über den Kontakt. Wenn wir die Zerstörung in der Welt und in unseren Seelen heilen wollen, müssen wir auf Kontakt und Vertrauen setzen. Männer können also auch anders, sie können empathisch und kooperativ sein. Das ist die positive Bilanz dieses Buches!

Jürgen Döllmann

 

 

Stichworte: Männer heute, Männlichkeit

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