Horst Petri, Väter sind anders. Die Bedeutung der Vaterrolle für den Mann. Kreuz Verlag, Stuttgart 2004. ISBN 3-7831-2374-7. 200 Seiten, € 17,90.
Mit „Guter Vater – Böser Vater“ und „Das Drama der Vaterentbehrung“ hat der Berliner Arzt und Psychoanalytiker Horst Petri Ende der 90er Jahre zwei Bücher geschrieben, die die Diskussion um Rolle und Bedeutung der Väter nachhaltig beeinflusst haben und auch in der kirchlichen Männer- und Väterarbeit breit rezipiert wurden. So war Horst Petri u. a. auch Gast im Männerzentrum des Ökumenischen Kirchentages in Berlin.
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine „vollständig überarbeitete und aktualisierte Fassung“ von „Guter Vater – Böser Vater“. Im Unterschied zu einer in populären Publikationen und öffentlichen Diskussionen anzutreffenden statischen Perspektive, die nach Petri so tut, als sei das Vatersein Männern bei der Geburt „unwandelbar“ in die Wiege gelegt, will der Autor „das Hineinwachsen des Mannes in die Vaterrolle als einen dynamischen Prozess“ (S. 9) darstellen. Dies spiegelt sich in der Gliederung des Buches, die der männlichen Lebensgeschichte von der Geburt (Kapitel I.) über Pubertät (II.) und Eintritt in das Erwachsenenleben (III. und IV.) bis hin zu dem Moment, wo Mann Vater wird (V.), folgt. Die Kapitel VI.–IX. nehmen (unter den Überschriften „Die Machtbalance in der modernen Familie“, „Die berufliche Abwesenheit des Vaters“ „Partnerschaft – Kinder –Beruf –Freizeit“ und „Väter und das liebe Geld“) die Bedingungen, Belastungen und Ansprüche, unter denen Väter heute stehen, in den Blick; Kapitel X. schließlich beschäftigt sich mit „Vaterschicksalen nach der Scheidung“.
Wer Petris Bücher und seine Positionen kennt, wird nicht unbedingt weltbewegend Neues von ihm erfahren. Insbesondere für diejenigen, die „Guter Vater – Böser Vater“ bereits besitzen, ist eine Anschaffung der Neubearbeitung nicht unbedingt erforderlich. Für alle anderen freilich bietet das Buch jedoch einen instruktiven Einblick in die Bedeutung, die Vaterwerden und Vatersein im Leben heutiger Männer spielt. Petri gelingt es – und das ist seine Stärke –, biologische und psychosoziale Entwicklungen bei Männern auf dem Weg zum Vatersein und in der Vaterschaft einerseits einfühlsam zu beschreiben und andererseits diese Entwicklungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Erwartungen bezüglich der Vaterrolle zusammenzuschauen. Ein zweifellos wichtiges Buch also, aber gewiss kein Buch mit großem Neuigkeitswert.
Andreas Ruffing