Kapitelmann, Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters

Dimitrij Kapitelmann, Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters
Hanser Berlin, München 2016

 

Dieser Autobiographische Roman handelt von der Beziehung eines Sohnes zu seinem Vater, von Emanzipation und von der aktuellen Situation in Israel und vom jüdischen Glauben.
Aber der Reihe nach: Sein Vater ist mit ihm in den 90er Jahren aus Kiew als russischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen. Seine Mutter ist keine Jüdin, sein Vater ein nichtreligiöser. Beide haben irgendwie keine Heimat und so beschließt der Sohn, mit seinem Vater nach Israel zu reisen. Er möchte einen „unverstellten“ Blick auf seinen Vater bekommen und hofft ihn dort zu bekommen.

Und wirklich. In Israel kommt es zu Gesprächen zwischen Vater und Sohn. Während die einzigen Ausflüge bei ihrer Ankunft in Deutschland nur zum örtlichen Supermarkt oder aus gemeinsamen Runden mit dem Hund bestanden, kommt es auf der Reise zu einigen Entwicklungen. Die beiden führen viele Gespräche über ihre Beziehung, über das woher und das wohin. Dem Sohn geht es um Heimat, um Ankommen und Dazugehören. Erst hier werden diese Wünsche artikuliert. Außerdem möchte der Sohn aus der „Komfortzone“, mit der sein Vater sich umgibt, ausbrechen. Er möchte mehr über sich wissen und fährt darauf hin ins Westjordanland, um sich die Situation vor Ort selber anzuschauen. Nebenbei erfährt man dabei auch so einiges über die aktuelle Situation dort.

 

Der Roman beschreibt eindrucksvoll die Sehnsucht nach einem Fixpunkt im Leben, aber auch nach der Klärung der Beziehung zu seinem Vater. Er beobachtet ihn und versucht zu verstehen, wie er als Sohn seinen eigenen Standpunkt finden kann. Sein Vater hat ihm nämlich den Rat gegeben, „Wenn du keine Probleme haben willst, dann misch dich niemals in fremde Angelegenheiten ein. …Sich aus allem raushalten. Unsichtbar werden“. Der Sohn will nicht unsichtbar sein und muss seinen eigenen Weg finden.

Ein lesenswertes Buch über einen Menschen, der seinen Vater verstehen will und damit auch ein Stück sich selber.

 

Jürgen Döllmann

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