Richter / Schäfer, Das Papa-Handbuch.

Robert Richter/Eberhard Schäfer, Das Papa-Handbuch. Alles, was Sie wissen müssen zu Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Jahr zu dritt. Gräfe und Unzer Verlag, München 2005. ISBN 3-7742-6975-0. 176 Seiten, € 14,90.

 

Wolfgang Thielke, Jungen brauchen Liebe. So werden aus Söhnen glückliche Männer (Herder spektrum 5524). Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2004. ISBN 3-451-05524-4. 159 Seiten, € 8,90.

 

Holger Reiners, Best Age. Männer um die 50. Kösel-Verlag, München 2004. ISBN 3-466-30671-X. 200 Seiten, € 17,95.

 

Im Markt der Ratgeberliteratur haben sich in den letzten Jahren vermehrt auch Bücher etabliert, die sich dezidiert an Männer in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebenssituationen richten. Zwei der drei hier zu besprechenden Bücher sind in diesem Segment anzusiedeln, während das Buch von Wolfgang Thielke über Jungen sich zwar an Väter und Mütter richtet, aber gerade die Väter besonders im Blick hat.

 

Schon durch seine grafische Aufmachung und die übersichtliche Textgestaltung lädt das Papa-Handbuch von Robert Richter und Eberhard Schäfer zum Durchblättern und Lesen ein. Die freundliche Farbgestaltung illustriert dabei eigentlich schon die Grundbotschaft des Buches: „Väter haben mehr vom Leben“ (S. 81). Dies werdenden Vätern zu vermitteln und ihnen Mut zu machen für das neue Leben zu dritt, gelingt den beiden Autoren in einfühlsamer und überzeugender Weise. Die übliche Ratgeberliteratur um die Geburt des ersten Kindes herum ist ja oft sehr mütter- und kindlastig geschrieben, die Väter laufen dann eher am Rande mit oder erscheinen lediglich als „Assistenten“ ihrer Partnerinnen. Schön, dass Richter und Schäfer nun in ihrem Buch die Zeit um die Geburt des ersten Kindes herum und die damit verbundenen Lebensveränderungen konsequent aus Sicht der Männer in den Blick nehmen und dafür werben, diese Zeit aktiv und als selbstbewusste Partner der Mütter zu gestalten. Nach einem kurzen Eingangskapitel „Bewusst Vater werden, aktiv Vater sein“, in dem die Autoren engagiert für ein aktives Vatersein von Anfang an plädieren, folgen sechs Kapitel, die die spannende und aufregende Zeit rund um die Geburt des ersten Kindes genauer in ihren Auswirkungen auf das Leben der Väter vorstellen: „Neun Monate, die es in sich haben“, „Die Geburt des Kindes ist die Geburt der Familie“, „Die erste Zeit zu dritt – ein schöner Kraftakt“, „Spiel und Spaß für Papa und Baby“, „Eltern werden, Paar bleiben“ und „Väter zwischen Familie, Beruf und Freizeit“. Jedes Kapitel enthält natürlich praktische Tipps und Anregungen. Da geht es von Fragen wie Klinik- oder Hausgeburt über die Grundausrüstung für das Baby und die schönsten Einschlafrituale (wo dann auf S. 112 auch „Ein Gebet sprechen“ als letztes von acht „Highlights“ vorgeschlagen wird) bis hin zu Fragen von Teil- und Elternzeit von Vätern. Dabei nehmen sich die Autoren immer auch Zeit zu erzählen, was Männern in dieser Zeit durch den Kopf geht, welche Hoffnungen und Sehnsüchte, welche Ängste und Sorgen sie mit sich tragen, was sich in ihrem Lebensgefühl verändert. Und auch sensible Fragen wie etwa nach der Sexualität werden offen und ehrlich angesprochen. Eingestreut finden sich in den Kapiteln immer wieder Erfahrungsberichte von Männern im O-Ton, in denen sich gewiss viele werdende und junge Väter mit ihren Erfahrungen wiederfinden können. Und wer noch etwas weiterlesen oder sich zu bestimmten Fragen umfassender informieren will, findet im Anhang ausgewählte Literatur und Adressen. Ein rundum gelungenes Buch von zwei Autoren, die selber Väter und in der Väterarbeit engagiert sind (was dem Buch sehr gut tut), sympathisch, engagiert und kompetent geschrieben. Eine dicke Leseempfehlung und ein tolles Buchgeschenk für werdende Väter!

 

Die Taschenbuchreihe „HERDER spektrum“ zeichnet sich nicht gerade durch eine aufwendige grafische Gestaltung aus. So kommt Jungen brauchen Liebe von Wolfgang Thielke denn vom Layout her auch eher schlicht daher. „Was können Mütter und Väter tun, damit ihre Jungen glücklich sind und später glückliche und unbelastete Männer aus ihnen werden?“ (S. 10). Das ist für den Autor die zentrale Frage, auf die er mit seinem Buch Antworten zu geben versucht. Ein Erziehungsratgeber für Eltern von Jungen will das Buch also sein. Und so finden sich in den einzelnen Kapiteln immer wieder zusammenfassende Ratschläge an die Eltern, wobei an vielen Stellen Mütter und Väter differenziert angesprochen worden. Dies ist auch sinnvoll, weil damit die Fülle an Sachinformationen, die Thielke aus Biologie, Pädagogik und Männerforschung zusammenträgt, in der Regel hilfreich für Eltern (und ErzieherInnen) aufbereitet wird. Freilich schleichen sich zuweilen auch so manche Allgemeinplätze in die Darstellung hinein (man lese einmal nur den kurzen Abschnitt über den „guten Lehrer“, S. 142). Die Fülle der erteilten Ratschläge kann zudem schnell überfordernd wirken: Hier sind dann die Leser selber gefordert, aus der Fülle der Anregungen das für sie Wichtige und Hilfreiche herauszugreifen. Durch das Buch zieht sich wie ein roter Faden die zentrale Einsicht, dass Jungen vom Kleinkindalter bis in die Pubertät einer liebevollen geschlechtssensiblen Aufmerksamkeit und Zuwendung durch Eltern und Erziehende bedürfen. Unter Rückgriff auf entsprechende Erkenntnisse aus der Jungen- und Männerforschung arbeitet Thielke dabei immer wieder zu Recht die besondere Bedeutung und Notwendigkeit engagierter Väter in der Erziehung und Begleitung von Jungen auf ihrem anstrengenden Weg zum Mannsein heraus. Schade, dass er zuweilen dann doch wieder Stereotypen bedient. So gewinnt man im Kapitel „Die Entwicklung von Körper und Seele“ den fatalen Eindruck, väterliches Engagement sei erst ab der Grundschulzeit so richtig notwendig (vgl. nur die Formulierung auf S. 92: „Auch wenn die Väter vorher [= in den ersten Lebensjahren] nicht so wichtig [sic!] sind und nur manchmal gefragt wurden – jetzt sind sie an der Reihe“). Einen akzentuierten Platz nehmen in dem Buch fast schon erwartungsgemäß die Themen Sexualität und Gewalt ein. Im großen und ganzen gelingt Thielke in diesen sensiblen Feldern eine differenzierte und abgewogene Darstellung, die etwa beim Thema Gewalt den öffentlichen Dauerbrenner „Gewalt in der Schule“ ebenso behandelt wie das Tabuthema des sexuellen Missbrauches von Jungen – hier mit der sicherlich für viele provokanten These, dass „sexuelle(n) Übergriffe auf Jungen … in der Mehrzahl nicht durch fremde Personen …, sondern durch weibliche Vertraute der Jungen“ stattfinden (S. 134). Fazit: Trotz der genannten Einschränkungen ein doch insgesamt empfehlenswertes Buch für Eltern und ganz besonders für Väter von Jungen.

 

Möglicherweise tut man Holger Reiners sogar eher Unrecht, wenn man sein Buch Best Age. Männer um die 50 zur Abteilung Ratgeberliteratur zählt. Ein typischer Vertreter des Genres ist das Buch gewiss nicht. Bereits beim Durchblättern merkt man sehr schnell, dass hier nicht zunächst ein Experte sachkundig Tipps und Ratschläge für Midlife-Männer geben will, sondern ein „Betroffener“ (Reiners ist Jahrgang 1948) stark autobiografisch geprägt von seinen Erfahrungen mit diesem Lebensabschnitt erzählt und auf diesem Wege anderen Männern helfen will, diese Lebensphase gut zu gestalten. Die autobiografische Färbung des Buches führt im Übrigen dazu, dass das ganze sehr angenehm zu lesen ist. Die pädagogisierende oder psychologisierende Sprache, die oft in der Ratgeberliteratur zu beobachten ist und entsprechend zu nerven vermag, fehlt erfreulicherweise. Von den Männern um fünfzig erzählt Reiners in kleinen Häppchen von insgesamt 35 Kapiteln, in denen dann so ziemlich alles zur Sprache kommt, was nach Auffassung des Autors für Männer um 50 von Bedeutung ist: Lifestylethemen wie Auto, Kleidung, Wohnung, Sex, Well- und Fitness finden genauso Erwähnung wie die klassischen Themen Beruf und Politik, aber auch das gesellschaftliche und kulturelle Engagement oder existentielle Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens und dem Tod als neuem Wegbegleiter. Auch ein Kapitel zum Thema „Glauben – der unterschätzte Halt“ fehlt nicht. Gerade diese Seiten fand ich auf dem Hintergrund der im Frühjahr 2005 veröffentlichten Studie „Was Männern Sinn gibt“ (mehr dazu hier) besonders interessant, weil das, was Reiners hier zu erzählen hat, sich in manchen Aspekten auch in den Interviews der Studie als Erfahrungen der Männer mit Glaube und Kirche widerspiegelt. Die Vielzahl der Aspekte, die Reiners anspricht, und ihre Aneinanderreihung führen freilich auch dazu, dass das Buch zuweilen wie ein Gemischtwarenladen daherkommt, in dem alles und jedes zu finden ist – die Armbanduhr als Zeitmesser und ihre Bedeutung für die Männer um fünfzig genauso wie die Auseinandersetzung mit Fragen von Krankheit und Tod. Vielleicht ist aber genau auch dies die Stärke des Buches. Und weil es flüssig geschrieben ist, im Ton zuweilen amüsant und dann wieder auch nachdenklich und kritisch gegenüber manchen zeitgeistigen Entwicklungen wie etwa der aktuellen Anti-Aging-Welle, ist es einen Lesetipp allemal wert – und dies nicht nur für Männer um die fünfzig.

 

Andreas Ruffing

 

 

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