Das Bild ist knapp 3.000 m über dem Meeresspiegel aufgenommen. Letzten Oktober auf einer Sizilienreise sind wir einen Tag hoch gefahren zum Ätna, zuerst mit dem Auto, dann weiter mit der Seilbahn und die letzte Strecke zu Fuß gegangen. Es ist ein atemberaubender Ort: die schwarze Lava des Berges, die Spuren des letzten Ausbruchs vom Februar 2017 noch erkennbar, darüber blauer Himmel und weiße Wolken. Schwarz, weiß und blau: einige wenige Farben, für die Augen ist es beruhigend. Ich entferne mich von unserer Gruppe, gehe wenige Meter vom Weg ab und bin für einige Momente allein an diesem lebensfernen Ort. Stille herrscht um mich herum, ich spüre meinen Atem, meinen Herzschlag, mein Leben.
Vielleicht braucht es solche Orte der Lebens-Ferne und solche Momente der Stille, um wichtige Impulse für das eigene Leben zu bekommen. So ist es – denke ich – Mose ergangen, auf dem Berg in der Wüste, einem ebenso lebensfernen Ort, wie es der Ätna ist. Dort in der Stille des Berges hört er die entscheidenden Lebensimpulse für sich selber und für sein Volk, das er durch die Wüste führt. Es ist Gott selber, so erzählt es die Bibel, der in diesem Moment mit Mose spricht und ihm zehn An-Gebote zu einem Leben in Freiheit macht. Ich bin überzeugt: Orte und Momente wie diese lassen sich überall und zu jeder Zeit entdecken, wenn auch nicht immer so spektakulär wie damals in der Wüste oder auf dem Ätna.
Probiere es einfach mal in nächsten Tagen aus, jetzt, wo in unseren Breiten noch so wenig von neuem Leben in der Natur zu spüren ist. Gehe zu einem Ort, an dem du gerne im Frühling und Sommer bist. Vielleicht ist es der Baggersee in der Nähe, der zum Schwimmen einlädt, der botanische Garten, die Wiese am Rande des Fahrradweges oder der Lieblingsplatz im eigenen Garten. Gehe dorthin, allein und zu einer Zeit, wo du vermutlich niemandem begegnen wirst. Nimm dir dann einige Minuten Zeit. Höre, was um dich herum passiert, und höre in dich hinein, was in dir passiert! Und nimm das, was du hörst, als einen guten Impuls zurück in dein Leben!
Andreas Ruffing
Zum Nachlesen: Exodus 20,1-17