Zisterzienser beim Chorgebet

1. Fastensonntag

„Unser Herz in der Gegenwart Gottes beruhigen“ (1Joh 3,18)

Seit 44 Jahre lebe ich im Kloster und versuche, dieser Haltung im gesunden Wechsel von Gebet und Arbeit Raum zu verschaffen – und muss sagen: Ich bin immer noch nicht ruhig. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen? Oder habe ich gar das Thema verfehlt?

Oder – wie ist das eigentlich mit dem Beten? „Beten lernt man nur durch Beten“, wie es eine alte Frau einmal in einem Gebetsseminar treffend formulierte. Also am Ball bleiben.

Vier Stunden des Tages schenken wir in unserem Kloster dem Gebet, wo wir einerseits durch das Singen und Rezitieren der Psalmen diesen lebenswichtigen Dialog zwischen Gott und Mensch wachhalten, an einem fest zugewiesenen Platz im Chorgestühl. In der täglichen Feier der Eucharistie lassen wir berühren von der Gegenwart Gottes in der Kommunion.

Auch die Räume und Gänge im Kloster sind geprägt von Stille und Ruhe. Überall setzen wir uns der Gegenwart Gottes an unserem Ort aus.

So mancher Gast, der Einkehr, Ruhe oder Exerzitien für sich machen will, scheitert schon an der Hürde, dass man nicht überall im Kloster WLAN-Empfang hat. Manch einem fällt die Decke auf den Kopf, weil diese Ruhe, diese Stille ihm vorkommt wie Friedhofstille. Oder weil die Alltagssorgen wie ein Karussell vor ihm kreisen und ihn erdrücken, so dass man vorzeitig abreist, weil man den Besuch bei ich selbst nicht aushalten kann und will.

Gerade die beginnende Fastenzeit lädt uns in ganz besonderer Weise dazu ein, „unser Herz in der Gegenwart Gottes zu beruhigen“.

Durch die Mitfeier der Gottesdienste, das reichhaltige Angebot an spiritueller Literatur besonders für diese Tage und Wochen sind wir eingeladen, in Gebet und Schweigen uns Gott hinzuhalten.

Suchen sie sich einen Ort – und ich wünsche es Ihnen, dass es diesen in Ihrem Leben gibt –, wo Sie ihr Herz der Gegenwart Gottes hinhalten und sich beschenken lassen von der unbegreiflichen Liebe, die er uns im Leben und Sterben seines Sohnes offenbart hat.

Üben wir uns in dieser Weise ein in die Lebensvokabeln des Sich-An-Nehmens und Los-Lassens, mit denen wir früher oder später alle einmal konfrontiert werden.

Ich wünsche Ihnen viele Momente, in denen Sie ihr Herz der Gegenwart Gottes hinhalten. Und in diesem Sinne dann eine begegnungsreiche Kar- und Osterwoche, die ihr Herz nährt.

Autor: Pater Dominikus Söhngen, Abtei Marienstatt
Foto: von Website der Abtei Marienstatt

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