Zeitenwende versus Gewaltlosigkeit

  1. Februar 2022 – ich habe mich nach Berlin aufgemacht.
    Wie in jedem Jahr um den 26.2 herum plant pax christi gemeinsam mit der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“ eine Kunstaktion vor dem Reichstag und fordert die Änderung des Artikel 26.2 des Grundgesetzes, in dem der Rüstungsexport leider nur rudimentär geregelt ist.
    Im Februar 2022 bin ich mit einem mulmigen Gefühl nach Berlin gefahren.
    Drei Tage vor unserer Aktion hat Putin in einem Angriff die Ukraine überfallen. Krieg in Europa.
    Parallel zu uns vor dem Reichstag mit unserer Kunstinstallation – einem Röntgengerät, dass das Innere des Gebäudes durchleuchtet und den Waffenhandel unseres Landes sichtbar macht und Vorübergehende zu Skeletten stilisiert, verkündet Bundeskanzler Scholz die Zeitenwende.
    Wir diskutieren mit Vorübergehenden, lassen uns anpöbeln, dafür, dass wir Abrüstung statt Aufrüstung fordern. Menschen mit ukrainischen Flaggen sind auf dem Weg zum Brandenburger Tor. Dort wird im Anschluss eine Friedensdemo stattfinden. Auch hier gehören wir dem Veranstalterkreis an. Wir wollen Frieden postulieren, Versöhnung und Gewaltfreiheit. Aber von überall her tönt der RUF „Waffen für die Ukraine!“

Warum erzähle ich das? Gerade heute am Palmsonntag werden wir wieder konfrontiert mit der Jahrtausende alten Geschichte von Jesus von Nazareth.
Jesus zieht in Jerusalem ein, bejubelt, mit Palmwedeln begrüßt. Gleichzeitig hören wir heute das erste Mal in der Fastenzeit die Passionsgeschichte. Die Geschichte vom Leiden und Sterben.
Diese Konfrontation – einerseits der Jubel über den Nazarener, der heilt, der Brot vermehrt, der Blinde heilt – und in wahnsinniger Kürze der Wandel der Menschen. Nicht mehr Jubelrufe, sondern Rufe nach dem Tod: KREUZIGE IHN!
Dieser Palmsonntag mit seinen Riten und der Passionsgeschichte fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Geht es uns nicht auch so:
Wir reden vom Frieden – an über 89 Krisenherden in der Welt sterben Menschen!
Wir machen Urlaub am Mittelmeer – Menschen auf der Flucht sind ein paar Kilometer weiter im Wasser dem Tod ausgeliefert

Und…wir hören vom Jubeleinzug nach Jerusalem – und gleichzeitig von der Gewalt, die dem Gewaltlosen angetan wird.

Das gibt mir zu denken – gerade jetzt, gerade heute.

Gerold König

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