In der heutigen Lesung zum ersten Fastensonntag setzt Gott den Regenbogen als Zeichen für ein Abkommen mit Noah und seinen Nachkommen: Nach der Sintflut, der biblischen Urkatastrophe, werde er die Vernichtung alles Lebendigen niemals mehr zulassen. Dafür streckt Gott buchstäblich die Waffen: der altorientalische Wetter- und Gewittergott, der mit Pfeil und Bogen Blitze gegen die Menschen schleudert, zeigt seine friedfertige, seine farbenprächtige Seite.
Die Zeiten, in denen Blitz und Donner Angst und Schrecken verbreiteten, sind zum Glück vorbei. Auch das vermeintliche Wunder des Regenbogens ist erklärbar. Licht bricht sich im Wassertropfen und lässt uns das ganze Farbenspektrum sehen. Doch geblieben sind die Zerbrechlichkeit unserer eigenen Existenz und die Bedrohung der Schöpfung. Heute nicht durch die Sintflut, sondern durch den Klimawandel, durch die menschengemachte Verbrennung von Kohlenstoff – Selbstverbrennung, wie es in einem markanten Buchtitel des Klimaforschers Joachim Schellnhuber aus dem Jahr 2015 heißt.
Dies geschieht wider besseres Wissen. Die Fakten sprechen eigentlich für eine andere Wirtschaftsweise. Doch es gibt Gegenrechnungen, andere Behauptungen. Wem kann ich trauen?
Zu Beginn der Fastenzeit ist die Frage einen Gedanken wert, in welche Koordinaten wir unsere Beobachtungen und Wahrnehmungen eintragen. Als Christen in ein Verständnis der Schöpfung, in dem alle „Wesen mit Lebensatem“ (Gen 9, 12) ihren Platz haben. Bewegt von der Sorge um das „gemeinsame Haus“, die Menschen umtreibt. Weil es um die Verlierer geht, um jene, die am wenigsten zum jetzigen Zustand beigetragen haben. Weil wir unsere Grenzen kennen und gerade deshalb mit frohem Mut das tun, was wir an Veränderung schaffen können. Weil für uns der Schöpfungsbund weiterhin Bestand hat.
In der Enzyklika Laudato Si‘ finde ich einen schönen Impuls für die beginnenden Fastentage: „Eine ganzheitliche Ökologie beinhaltet auch, sich etwas Zeit zu nehmen, um den ruhigen Einklang mit der Schöpfung wiederzugewinnen, um über unseren Lebensstil und unsere Ideale nachzudenken, um den Schöpfer zu betrachten, der unter uns und in unserer Umgebung lebt und dessen Gegenwart „nicht hergestellt, sondern entdeckt, enthüllt werden“ muss. Wir sprechen von einer Haltung des Herzens, das alles mit gelassener Aufmerksamkeit erlebt; das versteht, jemandem gegenüber ganz da zu sein, ohne schon an das zu denken, was danach kommt; das sich jedem Moment widmet wie einem göttlichen Geschenk, das voll und ganz erlebt werden muss.“
Die Einübung in diese gelassene Aufmerksamkeit wünsche ich Ihnen für die kommende Zeit auf Ostern hin.
Text : Gen 9,8–15.
Dr. Karl Weber