Fastenimpuls – Aschermittwoch-

Aschermittwoch. Konfrontiert mit dem Unverfügbaren.

Es gibt Bilder, die gehen mir nicht aus dem Kopf. So im letzten Sommerurlaub in den Dolomiten. Da freue ich mich auf meine geliebten Berge mit Wald. Aber der ist weg. Fast ein Drittel der Waldfläche ist flächendeckend weg. Umgeworfen, entwurzelt vom Orkan.

Das ist schlimm. Andere Bilder kommen dazu: Wochenlange Waldbrände in Australien. Heuschreckenplagen in Ostafrika. Hitzewellen und Überflutungen in Südeuropa, abschmelzende Gletscher und Polkappen. Aktuell Orkanschäden an den deutschen Inseln.

Die Bilder konfrontieren mich mit Bereichen des Lebens und der Natur, die sich unserer Machbarkeit und Planbarkeit entziehen. Hier das Klima. Ähnliche Erfahrungen machen wir alle mit Krankheiten, Todesfällen, Verlusten, Trennungen von geliebten Personen. Zuletzt mit den Terrorattentaten in Hanau. Nicht vorgesehen. Nicht geplant. Nicht abwendbar.

Wie gehen wir damit um? Kopf in den Sand stecken? Nichts hören und sehen? Oder in Aktivismus verfallen? Schnell was Neues ausprobieren? Die „Scharte wettmachen“? Es gibt viele Formen und Arten, innerlich „abzuhauen“, etwas nicht wahrhaben zu wollen.

Aber: Das Unplanbare, das Unverfügbare ist Teil unserer menschlichen Naturausstattung. Nicht alles ist persönlich, technisch oder politisch beherrschbar, auch nicht durch Vorsorge.

Heute ist Aschermittwoch. In den Kirchen werden Aschenkreuze verteilt. Ein uraltes Symbol, das uns an unsere Vergänglichkeit und Nichtbeherrschbarkeit erinnert. „Staub“ sind wir: Auch wenn es uns nicht passt. Wenn es unseren Phantasien von Größe, Unverletzlichkeit und Macht widerspricht.

Der heutige Text der Tageslesung aus dem Alten Testament passt gut dazu. Auch da gab es Katastrophen: Heuschreckenplagen, Dürren, Ernteausfälle, Verwüstungen. Und was macht der Prophet? Er empfiehlt ein Fasten. (Dass er später damit „Erfolg“ hat und Gott sich „erbarmt“, das ist nicht mein Gedanke. Mir geht es um etwas anderes.)

Ich verstehe dieses Fasten als inneren Ausweg aus der Konfrontation mit den erfahrenen Katastrophen, dem Unverfügbaren. Angesichts mancher Phantasien von Beherrschbarkeit und Größe: Ich erachte es als absolut nötig und sinnvoll, uns dieser prinzipiellen Unbeherrschbarkeit zu erinnern, sich auf die Unverfügbarkeit unseres Lebens wirklich einzulassen. Dafür steht für mich das Fasten. Für eine innere Umkehr.

Deshalb schlage ich hier drei Impulse im Blick auf die nächsten Wochen vor.

  1. Klimakatastrophe und „Fridays for Future“. Es ist mir nicht egal. Ich faste mal mit meinem (warum auch immer?) Unbeteiligtsein, mit meinem passiven „was hat das mit mir zu tun?“. Vielleicht nehme ich mir Zeit, mich mit einem jungen Menschen zu unterhalten: Wie siehst du deine Zukunft? Wie geht es dir mit dem Klima? Was erwartest du von uns Älteren?
  2. Achtsamkeit statt Bequemlichkeit. Ich werde aufmerksam für meine emotionale Passivität. Ich achte darauf, wann und wo Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit oder mein Beschwichtigen in mir Platz greifen. Ich verzichte einmal bewusst auf meine Normaleinstellung „es wird schon wieder gut gehen.“ Was geschieht, wenn ich das einmal sein lasse? Kann ich mir Achtsamkeit vornehmen? Auch: Mich berühren zu lassen?
  3. Zeit für das Unplanbare. Das kann ich mir vornehmen: Dem Unplanbaren Raum geben. Ihm die Hand hinhalten, das Unverfügbare in mein Leben einladen. Wie das geht? Bei einer Wanderung, einem Kirchenbesuch, einer Rast in der Sonne, beim Hören auf den Wind oder auf das Trommeln des Regens: Einfach still werden, alles mal lassen, mich gehen lassen, nichts tun, nichts erwarten. Nichts planen, nichts denken oder lösen wollen, einfach mal alles sein lassen. Aber mir das vornehmen. Bewusst vornehmen. Zeit für mich. Zeit für das nicht Planbare.

 

Autor: Dr. Hans Prömper

Biblischer Bezugstext: Joel 1-2

 

 

Ein Angebot zur Ergänzung:

Klostertage für Männer bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg bei Bingen

Besinnung und Selbstfindung im Rhythmus der Mönche

 

Bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg nehmen wir an den Stundengebeten teil. Dazwischen ist Zeit für Gespräche zur Spiritualität und Lebensgestaltung von Männern heute.

Der andere Zeitfluss des „ora et labora“ bietet die Chance, sich auf das persönlich Wichtige zu besinnen – gerade in der Zeit vor Ostern. Für die Gruppengespräche steht Dr. Prömper als Leiter und bei Bedarf ein Benediktiner zur Verfügung. Themenabsprache ist im Vorfeld per E-Mail möglich. Die Klostertage sind eine gute Ergänzung der spirituellen Fastenimpulse für Männer per E-Mail, denn sie werden das Oberthema 2020 „nicht planbar – Erfahrungen mit dem Unverfügbaren“ in der inhaltlichen Gestaltung aufgreifen.

 

Termin:                Freitag, 3. April 2020, 18:00 Uhr – Sonntag, 5. April 2020, 14:00 Uhr

Leitung:               Dr. Hans Prömper

Ort:                        Kloster Jakobsberg, 55437 Ockenheim (www.klosterjakobsberg.de)

Kosten:                165 € Teilnahmebeitrag (inkl. EZ u. VP)

Veranstalter:     Bischöfliches Ordinariat Mainz, Referat Erwachsenenseelsorge

Veranstaltungsnummer:              20EWS038

Anmeldung:       Bischöfliches Ordinariat, Referat Erwachsenenseelsorge, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz

E-Mail:                 ews-anmeldung@bistum-mainz.de

Telefon:               06131 253264

Fax:                        06131 253586

Internet:             https://bistummainz.de/seelsorge/Erwachsenenseelsorge/angebote-fuer-/termine/veranstaltung/Klostertage-fuer-Maenner-00001/?instancedate=1585929600000

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