4. Fastensonntag: Kein Manna mehr

 

 

 

 


Das Neue schmecken

Einen neuen Lebensabschnitt beginnen, an einem anderen Ort neu anfangen, eine neue Beziehung beginnen, ein neues berufliches oder privates Projekt starten. Es gibt große und kleine Neuaufbrüche während eines Lebens. Nicht immer in der Tragweite und in der Konsequenz wie bei den Flüchtlingen, die bei uns ein komplettes neues Leben beginnen wollen. Bei mir war es im letzten Herbst ein beruflicher Wechsel nach über zwanzig Jahren Tätigkeit auf der alten Stelle. Am letzten Tag das alte Büro noch aufgeräumt und verlassen, einen Tag später das neue bezogen und gleich mittendrin. Irgendwie übergangslos. Keine Zeit, das Neue bewusst zu beginnen. So ist das manchmal. Und für den Beruf gilt es vielleicht in besonderer Weise. Wir Männer sind im Übrigen ja auch sonst gewohnt, möglichst schnell wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Mit meiner Frau, meinen Söhnen und einem guten Freund war ich am Ende meiner ersten Arbeitswoche auf der neuen Stelle in einem schönen Restaurant zum Abendessen. Um im wahrsten Sinne des Wortes zu schmecken, beruflich hat für mich ein neuer Abschnitt begonnen. Dieser Abend war für mich wichtig. Im Nachhinein merke ich auch, wie sehr. Und denke mit Blick auf die erste Lesung des heutigen Fastensonntags: Auch die Israeliten im Land Kanaan schmecken zum ersten Mal so richtig das Neue, als sie die Erträge der ersten Ernte genießen können. Das Manna, das Gott ihnen gegeben hat und das ihr Überleben in der Wüste gesichert hat, brauchen sie nun nicht mehr. Die alte Zeit der Wüstenwanderung ist durch etwas Neues abgelöst worden.

Mir selber Freund sein: Für mich heißt das auch, mir die Zeit zu nehmen, Neues in meinem Leben wahrzunehmen und es nicht achtlos und unter Zeitdruck zu beginnen. Zwei Anregungen können vielleicht helfen, dass dies in dieser Fastenzeit gelingt:

 

  • Am Anfang steht ein kurzes Nachdenken: Was steht eigentlich in den nächsten Wochen bei mir an Neuem an? Habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie ich das Neue beginnen will? Geht es mal wieder hoppla hopp, von einem Projekt mal wieder ohne Atempause zum nächsten? Will ich das eigentlich so oder brauche ich für mich mehr Zeit, um einen guten Übergang zu haben?
  • Dann ist es gut, mit mir eine klare Vereinbarung zu treffen: Ich schaffe mir den Raum und die Zeit zur Unterbrechung, um mich auf das Neue einzustimmen. Das muss nicht lange dauern und dafür muss ich auch nicht weit in die Ferne reisen. Aber ich möchte bewusst schmecken, fühlen, spüren: Altes hört auf, Neues beginnt. Ja, das kann ein gutes Abendessen sein mit Menschen, die mir viel bedeuten. Vielleicht ist es auch eine Wanderung in der Natur, die ich allein unternehme, um den Kopf frei zu bekommen. Oder es könnte ein Aufenthalt in einem Kloster sein, das mit seinen festen Rhythmen an Gebetszeiten Raum bietet, dass das Neue bei mir ankommt.

Zum Nachlesen: Josua 5,9a.10-12

Autor: Andreas Ruffing


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