LAGJ-Fachtag „VERLETZTE JUNGS. Die verdeckte Seite des männlichen Geschlechts“

Gesellschaftliche Einstellungen, Werte und Strukturen verändern sich in unserer postmodernen Welt rasant. Geschlechterkonzepte dagegen wandeln sich im Zeitlupentempo. Trotz der mittlerweile Jahrzehnte alten Debatte um die Konstruktion und Bedingtheit von Geschlecht, sind stereotype, holzschnittartige Zuschreibungender Geschlechter noch immer manifest: Jungen sind in der öffentlichen Wahrnehmung das starke, laute, aggressive und dominanteGeschlecht. Dabei fällt es schwer, die vielfältigen Schattierungenund „Gegenbilder“ wahrzunehmen und zur Geltung zu bringen,damit Jungen in ihrer Vielfalt gesehen werden können. Zu dieser Vielfalt gehört selbstverständlich auch, dass sie verletzbar sind.Gleichzeitig werden Jungen mit Anforderungen an moderne Rollenübernahmen konfrontiert, die oft überfordernd wirken und alteMuster nur bedingt ablösen.

Auf der Grundlage des Konzepts hegemonialer Männlichkeit wird noch immer ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen männlichem Geschlecht und Gewalt gezogen. Männliche Gewaltbetroffenheit wird dabei ausgeblendet. Dass Jungen in vielfachen Formen nicht (nur) Gewalt ausüben, sondern unter ihr leiden und direkt Opfer physischer, aber auch emotionaler psychischer und sozialer Gewalt werden, wird dabei nicht gesehen oder allenfalls als Marginalie abgetan.

Der Fachtag stellt sich dem wirkmächtigen Mythos von omnipotenter und gleichzeitig gewalttätiger Männlichkeit, fragt nach dessen Ursachen und seiner Geschichte. Er widmet sich ausführlich den verletzten Seiten von Jungen: physischer, psychischer und emotionaler Gewalt; sexuellem Missbrauch, dem Zwang von Heteronormativität und ausgrenzenden Rollenvorstellungen. Die Referent*innen vermitteln in Vorträgen und Workshops Kenntnisse darüber, wie die Selbstwahrnehmung und Resilienz von Jungen gestärkt, ein gelingendes Aufwachsen von Jungen ermöglicht und für Vielfalt von Männlichkeiten Raum geschaffen werden kann.

 

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