Fastenimpulse 2021 – Karfreitag

Es geht um Leben und Tod

Ein Impuls zu Karfreitag, in der Corona-Zeit und dann auch noch hoffnungsvoll?

Doch, das geht!

Ähnlich scheinbar widersprüchliche Erfahrungen darf ich manchmal als Krankenhausseelsorger machen. Manchmal werde ich von Freunden oder Bekannten gefragt, ob das nicht eine belastende Aufgabe sei: Sterbende begleiten, leidende Menschen zu sehen, Krankheit und Tod immer wieder hautnah mitzubekommen. Ich habe in letzter Zeit oft erlebt, dass gerade in der Zeit schwerer Krankheit und auch im Durchleben von Leiden und Sterben viel Liebe, Nähe und Erfahrungen von unersetzbarem Wert da sind. Ich erlebe, dass Menschen sich sehr freuen, wenn ich sie besuche und dass Familienmitglieder sehr dankbar sind, wenn ich zu ihrem kranken Angehörigen gehe – gerade in der „Corona-Zeit“, in der ein Besuch von draußen nur in Ausnahmefällen in die Klinik darf. Ich fühle mich hin und wieder sogar als Beschenkter, wenn ich beispielsweise Folgendes erlebe:

Ein junges Ehepaar erwartet das erste Kind. Leider stirbt es im Mutterleib. Ich bin vor der (Tot-)Geburt bei dem Ehepaar, dann auch am Abend direkt nach der Geburt. Die Abschiedsfeier für den kleinen Stefan (Name geändert) in der Klinik ist tränenreich und so liebevoll. Ich werde nie vergessen, wie das Baby in einem „Stoffnest“ auf dem Bauch der Mutter liegt. Eine Woche später darf ich den Kleinen auf der Grabstelle für „Sternenkinder“ beerdigen. Wie nah doch Schmerz und Freude beieinanderliegen! Das junge Paar hat vorher einen Brief an seinen kleinen Stefan geschrieben. Mit leicht zittriger Stimme lese ich ihn vor. „Der Tag deiner Geburt war für uns der bisher schönste Tag in unserem Leben“, ist ein Satz darin. Es ist im tiefsten Schmerz und in der Trauer so viel Liebe und Nähe spürbar.

Natürlich sind nicht alle Erfahrungen so intensiv und nicht jeder von uns kann so etwas erleben, aber wir alle können offen in jede Begegnung gehen. Ich weiß oft nicht, wer oder was mich erwartet, wenn ich an die Tür des Krankenzimmers klopfe. Mit dieser Haltung können wir auch im Alltag auf jeden Menschen zugehen: Vorsichtig an seine „Tür“ klopfen, offen, herzlich und mit einer gewissen „Neugier“ sehen, hören und fühlen, wem ich begegne.

Hoffnung und Leben trotz oder in der bitteren Erfahrung des Todes und das in Corona-Zeiten?

Doch, das geht!

Andreas Robin

 

 

 

 

 

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