Julian Witzel, Junge Weiße Männer, riva Verlag, München 2022
Wie wurde ich der Mann, der ich bin. Was bedeute es, Mann zu sein? Die Antworten auf diese Fragen sucht der Musiker, Songtexter und freie Autor Julian Witzel in persönlichen biographischen Geschichten. Er macht sich Gedanken zu Männlichkeit, Verletzlichkeit und Vorstellungen von Männlichkeit innerhalb der Gesellschaft.
Das sich die Männlichkeit an einem Punkt befindet, an dem der Ruf nach Erneuerung laut wird, hat aber auch damit zu tun, dass der Männlichkeitsbegriff in den letzten Jahren durch die neue Diversität andere Anforderungen zu erfüllen hat: Nur wie dieser neue Männlichkeitsbegriff aussehen soll, ist noch nicht ganz klar. Und weiter fragt sich der Autor, ob das Konzept von physischer Überlegenheit, vom Recht des Stärkeren in einem viel grundsätzlicheren männlichen Selbstverständnis steckt?
Das Thema Homeoffice als Brückenmodell zwischen dem Progressive Dad und dem 80er Jahre Business Dad bietet eine entscheidende Neuerung: dass hier die Abwesenheit des arbeitenden Vaters aufgelöst wird, der Vater sich nicht durch eine regelrechte tägliche Reise vom Familienalltag regelrecht abnabeln muss.
Der Heteromann ist herzlich eingeladen, eine derartige Verletzlichkeit auch anderen Menschen zu zeigen. Im demonstrieren seiner Schwäche liege die Dekonstruktion toxischer Männlichkeit, das Zerschlagen der Vorstellung, immer stark und unverwundbar auftreten zu müssen. Zur Werbung bemerkt der Autor, dass Werbeinhalte das produzieren, was in einer Gesellschaft vorliegt – Rollenmodelle, Werte Sehnsüchte.
Heute im Jahr 2022 ist Männlichkeit nicht nur durch einen Männertyp repräsentiert, es gibt unterschiedliche Männertypen. Doch wo sind die Vorbilder, die uns den Weg weisen?
Der Autor macht sich Gedanken über den Mann. Er beobachtet, dass es schon viele gibt, die es besser machen wollen und die alte toxische Männlichkeit überwinden wollen. Die Antworten sind aber weder schnell gefunden noch als einheitliche oder widerspruchsfreie Lösung zu erwarten. Es geht nicht um ein neues Verständnis von Männlichkeit, sondern um viele Ausprägungen von Männlichkeit. Aber auch die Männlichkeit von Transmännern, die Männlichkeiten von bi- und homosexuell lebenden Männern. Der junge, weiße Mann muss anfangen sich zu reflektieren, sich mit dem beschäftigen, was war und was sein soll. Das Buch liefert einen persönlichen Beitrag zum Diskurs aktueller Themen.
Jürgen Döllmann
Stichworte: Männlichkeit, Männer heute