Stiehler, Männerfreundschaften.

Steve Stiehler, Männerfreundschaften. Grundlagen und Dynamiken einer vernachlässigten Ressource (Geschlechterforschung). Juventa Verlag, Weinheim – München 2009. ISBN 978-3-7799-2300-8. 221 Seiten, € 22,00.

 

Ein bisher vernachlässigtes Thema greift Steve Stiehler, Professor am Fachbereich Soziale Arbeit der Fachhochschule St. Gallen, auf: Männerfreundschaften. Denn mehr im Blick von Öffentlichkeit und Wissenschaft sind die Freundschaftsbeziehungen von Frauen; demgegenüber möchte Stiehler Männerfreundschaften als eine bisher vernachlässigte Ressource für die soziale Arbeit erschließen.

Schon in den grundsätzlichen Erläuterungen zu Männlichkeit, männlicher Sozialisation und Freundschaften zu Beginn des Buches wird klar, dass Männerfreundschaften nichts Statisches sind, sondern sich verschieden ausprägen können und von der jeweiligen Kultur und Gesellschaft beeinflusst werden.

Kernstück der Publikation ist die Auswertung einer qualitativen Befragung von 16 Männern zwischen 29 und 43 Jahren aus Sachsen. Es zeigt sich, dass Männer durchaus zu Männerfreundschaften fähig sind und dass sie „Freunde“ von „Kumpeln“ abzugrenzen wissen. Die Freundschaftsbeziehungen sind aber sehr unterschiedlich und auch deutlich biographisch bestimmt. „Auffällig ist zunächst die sehr unterschiedliche Anzahl aktiver Freunde. So gaben die Männer mit einer biographischen Verortung ‚Ledigsein‘ etwa doppelt so viele aktive Freunde an, wie die mit ‚Familienorientierung‘“ (S. 105). Auch kennen Männer „ruhende“ Freundschaften, was für sie nicht dramatisch ist (vgl. S. 85).

Einen besonderen Fokus richtet Stiehler auf das „Handeln in Männerfreundschaften“ (so die Überschrift des 4. Kapitels), also auf gemeinsame Aktivitäten, die Kommunikation sowie gegenseitige Unterstützung. Sein Fazit: „Ingesamt wird deutlich, dass Freunde für Männer als wichtige Unterstützer und einzigartige Ressource wirken, um psychosozial bedrohliche Situationen abzuwehren. Durch bestehende Männerfreundschaften erhöht sich die Handlungsfähigkeit, indem freundschaftliche Unterstützungsleistungen u.a. den Selbstwert erhöhen und Anerkennung vermitteln“ (S. 154).

 

Martin Hochholzer

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