Saujani, Mutig

Reshma Saujani, Mutig, nicht perfekt – Warum Jungen scheitern dürfen und Mädchen alles richtig machen müssen, DUMONT, Köln 2020

Reshma Saujani ist Gründerin einer gemeinnützigen Organisation, die daran arbeitet, Chancengleichheit für Mädchen im IT Bereich zu erreichen. 2010 kandidierte sie für den US-amerikanischen Kongress und scheiterte. Mit dieser Kandidatur hat sie nach eigener Aussage zum ersten Mal in Ihrem Leben etwas wirklich Mutiges getan. Sie verließ den vorgezeichneten Weg, um etwas zu tun, was ihr persönlich wichtig war. Nach ihrer Auffassung hat der mangelnde Mut bei Frauen damit mit der Konditionierung zu tun, kein Risiko einzugehen. Jungen werden dahingehend dazu ermutigt Neues zu wagen und nach einer Niederlage wieder aufzustehen und weiter zu machen. Und dies setzt sich im Erwachsenenalter beispielsweise bei Gehaltsverhandlungen oder der Übernahme einer neuen beruflichen Aufgabe fort. Der Perfektionsanspruch bremse Mädchen in vielen Bereichen aus, beispielsweise bei der Bewerbung um neue Jobs. Wenn Mädchen und Frauen dieses Bedürfnis nach Perfektion aufgeben, erwartet sie ein reicheres Leben, sie können sie selbst sein und der Überforderung entgegen zu treten.
Die kulturelle Indoktrination beginnt schon mit dem Spielzeug und der Werbung, die den Kindern subtil suggeriert, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich verhalten sollen. Und das heutzutage immer mehr auch von sozialen Medien.

Nachdem in den ersten beiden Abschnitten Perfektionskult und die Begründung von Mut im Vordergrund standen, werden im letzten Abschnitt der Weg zu mehr Mut und täglicher „Mut Aufgaben“ beschrieben. Denn es gibt keinen Weg mutig zu werden als den, immer wieder zu versuchen, den eigenen Mut zu stärken. Schritte auf dem Weg können die Beantwortung von Fragen wie „Was befürchte ich, was wird passieren, wenn diese Person mich nicht mag“ sein.

Die Aussagen aus „Mutig nicht perfekt“ gelten meiner Meinung nach nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen und Männer. Das Buch ist ein Aufruf daran, die Meinung, dass Menschen uns nur wertschätzen, akzeptieren oder lieben, wenn wir perfekt sind, zu überwinden. Das Nachdenken über Geschlechterstereotype kann nicht nur -wie in dem vorliegenden Buch geschildert- für Frauen einen Mehrwert bringen, sondern kann auch für Jungen und Männer zu einem besseren Leben führen.

Jürgen Döllmann

Stichwort: Lebenshilfe

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