Lebert / Lebert, Anleitung zum Männlichsein.

Andreas Lebert/Stephan Lebert, Anleitung zum Männlichsein. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-10-042503-4. 158 Seiten, 16,90 Euro.

 

Zwei Brüder, in der Lebensmitte, gut situiert und vom Klappentext her durchaus erfolgreiche Journalisten, der eine Chefredakteur der Zeitschrift Brigitte, schreiben über die Trostlosigkeit der Männer von heute. Männer ohne Eigenschaften seien sie. Wenn sie nicht aufpassen, werden sie überrollt von der Lawine der Verweiblichung der Gesellschaft. Dem Vorwort entnehmen wir, dass es jeweils persönliche Krisen bzw. die Erfahrung einer Grenzsituation waren, die sie zum Thema brachten: Die neue Liebe zu einer Frau, der Umgang mit der tödlichen Krankheit des Vaters. Dies ist ihnen Hintergrund und Anlass zusammenzutragen, was die Männer von heute wieder bräuchten, um herauszukommen aus ihrer „Identitätskrise“, nämlich mehr Männlichsein. „Der Mann weiß nicht mehr, was es bedeutet, ein Mann zu sein.“

Herausgekommen ist ein durchaus kurzweiliges und lesenswertes Buch. Wir erfahren einiges über Männer der Mittelschicht, über ihre Beziehungen zu Frauen und Kindern, zwischen Alltag und Bordellbesuch. Die „Anleitung zum Männlichsein“ ist nicht neu. Ihre Ratschläge sind zum Beispiel: schweigen können, sich vom Beifall der Frauen frei machen, Kanten und Eigenschaften zeigen, mal etwas riskieren – durchaus gegen Feigheit und Ehrlosigkeit –, sich in der sexuellen Begegnung an der eigenen Lust orientieren, zur Versenkung in eine Sache stehen, sich nicht an beruflichen Erfolg und erreichte Positionen klammern, mit Überraschungen rechnen. Männer sollten sich wieder ihre eigenen Räume und Erfahrungen sichern, denn „wenn kein Mann da ist, gibt’s auch keine Lösung“ (S. 46). Berührt hat nicht nur mich das Kapitel über die lebenslange Beziehung Vater und Sohn.

Ich habe nichts gegen das Buch. Es ist amüsant. Es verweist auf die Bedeutung und Wichtigkeit der Beziehungen unter Männern, gerade auch zwischen den Generationen. Das war es aber auch schon. Denn unbeantwortet bleibt die Frage der Geltung ihrer Aussagen; da dürfen wir nur auf die nächste deutsche Männerstudie im Jahr 2008 hoffen: Welche Männer sind hier eigentlich gemeint? Wie tief geht diese Verunsicherung der Männer von heute? Oder ist es nur ein neuer Trick, sich vor den Herausforderungen zu drücken, welche die entwickelte Moderne ihnen bereithält?

Mein persönliches Fazit: Vielleicht geht es manchmal nur darum, statt „mehr Männlichkeit“ einfach nur „mehr Menschlichkeit“ zu entwickeln. So ein Titel hätte sich allerdings vermutlich schlechter verkauft. Aber es wäre vielleicht ein Gewinn für die Töchter gewesen. Denn auch diese brauchen ihre Väter, nicht weniger als die Söhne. Aber das wäre nun ein anderes Buch!

 

Hans Prömper

 

 

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