Langehennig / Betz / Dosch, Männer in der Angehörigenpflege.

Manfred Langehennig, Detlef Betz, Erna Dosch, Männer in der Angehörigenpflege. Verlag Beltz Juventa, Weinheim und Basel 2012. ISBN 978-3-7799-2820-1. 137 Seiten.

 

Gleich auf der ersten Seite steht der entscheidende Satz, der deutlich macht, warum es sich unbe-dingt lohnt, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Denn: „Das derzeit überraschend hohe Engagement von Männern wird bislang kaum wahrgenommen“ (S.9). Gemeint ist natürlich das Engagement von Männern in der Angehörigenpflege. Und da geht Langehennig mittlerweile von 35% Männeranteil aus, Tendenz weiter steigend. Erstaunlich ist in der Tat, dass in Forschung, Politik und Medien dieser Tatbestand noch kaum wahrgenommen und noch viel weniger gewürdigt wird. Das Klischee „Pflege ist weiblich“ prägt offensichtlich nach wie vor sehr hartnäckig das öffentliche Bewusstsein.

Der schmale Band versammelt drei Beiträge, die miteinander inhaltlich verflochten sind. Zunächst stellt Manfred Langehennig im Hauptbeitrag die zentralen Befunde aus seinem 2010 abgeschlossenen Forschungsprojekt „Männer in der Angehörigenpflege“ vor, bei dem er ausführliche biografisch-narrative Interviews mit 65 Männern geführt hat. Eindrücklich beschreibt er, wie Männer ihre eigene Pflegetätigkeit gestalten und erleben und dabei „eine schillernde und oft widersprüchliche Vorstellung dessen, was den ‚Mann‘ bzw. ‚ihre Männlichkeit‘ ausmacht“ (S.39) entwickeln. Langehennig macht darauf aufmerksam, welche Rolle gerade bei den mehrheitlich älteren Männern die frühere Berufstätigkeit spielt, räumt aber auch mit dem Vorurteil auf, Männer seien in der Pflege emotional weit weniger beteiligt als Frauen. Dass männliche Pflege bislang kaum wahrgenommen wird, führt natürlich auch dazu, dass passgenaue Unterstützungsangebote für Männer weitestgehend fehlen. Pflegende Männer im er-werbsfähigen Alter – so zeigt Erna Dosch im zweiten Beitrag – benötigen dabei vor allen Dingen „Unterstützungsleistungen durch verlässliche Netzwerkbeteiligte bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ (S.59). Detlef Betz schließlich berichtet vom Aufbau einer Männergruppe in der Angehörigenpflege und öffnet damit den Blick dafür, wie Kirche und kirchliche Männerarbeit an dieser Stelle unterstützend tätig sein können.

 

Andreas Ruffing

 

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