Horn, Über die Grenzen

Franz Paul Horn, Über die Grenzen, Kremayr & Scheriau, Wien 2019

Wien Damaskus, Kabul -Drei wahre Geschichten von Reise und Flucht.

 

Gefühlt nimmt die Reisegeschichte der österreichischen Uni Absolventen Paul, Sebastian und Thomas den größten Raum des Buches ein. Sie wird unterbrochen von den Fluchtgeschichten von Malek aus Afghanistan und Filip aus Syrien. Ihre zur gleichen Zeit stattfindenden Reisen kreuzen sich nicht, zufällig trifft Paus die beiden Geflüchteten am Ende des Buches in Salzburg.

Paul unternimmt im Sommer 2015 eine Studienabschlussreise von Wien nach Teheran mit dem Fahrrad. Paul beschäftigt schon lange, dass es ihm so unglaublich viel besser geht, dass er alle Chancen der Welt hat und trotzdem er so wenig dafür macht, dass es anderen auch besser geht. Ansonsten genießt er das Leben.
Was wollen sie mit der Reise? Er will keine Reportpflichten und keine Verantwortlichkeiten. In den Tag hineinleben, nehmen was kommt, reisen ohne Angst. Im Gegensatz dazu spüren die Geflüchteten schon trotz ihres Alters Verantwortlichkeiten in der Familie und gegenüber sich selbst. Filip aus Syrien muss vor dem Straßenkampf in Damaskus und der drohenden Einberufung fliehen. Malek aus einem Dorf in Afghanistan flieht vor der Zwangsrekrutierung durch die Taliban für ein Selbstmordkommando. Gegensätzlicher könnten die Voraussetzungen der Reise nicht sein: Hier die 23-28 Jahre alten Männer, die aus Jux einen Trip in den Iran planen. Dort die beiden jungen Männer, die aus Not heraus ihr Land und ihre Familien verlassen müssen. Devise: Nie stehenbleiben, immer weiter ins Ungewisse.

Das Buch lebt von der fesselnden Art der Beschreibung unterstützt von Fotos der drei Österreicher.

In der Türkei sehen die drei zum ersten Mal ein Flüchtlingslager und in Kappadokien Flüchtlinge, die versuchen, sich in der Türkei durchzuschlagen. Nach der Begegnung mit einem Flüchtling kommt Paul dann auch der Gedanke, dass die beiden -ähnlich vom Alter- doch zu unterschiedlich gar nicht seien, außer von den Lebensumständen.

 

In dem Buch werden die drei Reisegeschichten erzählt. Sie passieren teilweise zur gleichen Zeit die gleichen Orte, treffen sich aber nicht. Erst am Ende in Österreich treffen sich ihre Wege.

Über die Grenzen meint natürlich in erster Linie die Grenzen von Staaten. Es geht aber auch um die Überwindung eigener Grenzen, körperliche beim Fahrradfahren und auf der Flucht, aber auch im Kopf. Auch die anderen jungen Menschen wollen nur die Freiheit, so zu leben, wie sie leben möchten.

Beindruckend, beklemmend und spannend erzählt.

Jürgen Döllmann

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