Fastenimpuls -Aschermittwoch

Auch mein Verborgenes zulassen.

„Trotzchristen“, diesen Ausdruck habe ich neulich von einem Freund gehört. Das bringt’s auf den Punkt, dachte ich mir gleich: Als „Trotzchrist“ bin ich gescheitert. Ich weiß nicht mehr, wie ich zu einem geworden bin, denn mein zu Hause, die Schule oder das Studium haben mich nicht dazu angestachelt. Aber irgendwann hab‘ ich mich in diese Rolle hinein radikalisiert. Als Trotzchrist hatte ich die Art von Hochmut, mit dem Jesus im Evangelium heute ins Gericht geht: Alle, die nicht sichtbar und öffentlich fromm und katholisch waren, fand ich lasch. Das priesterliche Kolarhemd war mir da mehr als willkommen. „Krawattenpriester“ war ein Schimpfwort für die Anderen, das ich mir zwar verkniffen habe, aber eigentlich verstand ich es gut. Mit meiner öffentlichen Frömmigkeit konnte ich mich auch auf Jesusworte berufen, etwa: „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten“. Gottes größere Ehre habe ich im um so größeren Widerstand gesucht, auch dafür fand ich ein Jesuswort: „Wenn euch die Welt hasst, dann wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat.“

Ich war noch nicht mal „stramm katholisch“. Das hört sich für mich eher krachledern volksfromm an, was ja dann auch mal alle Fünfe gerade sein lassen kann. Aber so war ich als norddeutscher Diasporakatholik nicht drauf; ich hatte mich fest ins Trotz-Katholische hinein verbissen. Öffentlich zutage getragene Askese, wie die von der Jesus heute im Evangelium spricht, strengt an; da bleibt nicht viel Kraft für ein entspanntes Lächeln. Und meine vor der Brust getragene Rechtgläubigkeit ließ auch nicht leicht locker. Bauchlandungen gab es damit zu Genüge, aber gegen die hatte ich mich sorgfältig immunisiert wie in dem Witz von dem Geisterfahrer, der auf die Verkehrsmeldung reagiert: Ein Geisterfahrer? … Einer? Nein: Tausende! Verbissen war ich: Entspannt habe ich mich eigentlich immer nur, wenn ich unter Gleichgesinnten war, und die wurden immer weniger.

Dass ich da wieder herausgefunden habe, verdanke ich Freundinnen und Freunden, die mich nicht aufgegeben haben, auch wenn ich zu ihnen manchmal sehr eklig war. Wenn sie alle meine hochmütigen Urteile gehört hätten, wären sie noch bestürzter gewesen. Heute erinnern sie mich dann manchmal daran: „Das hättest Du vor einigen Jahren noch ganz anders gesagt“. Das stimmt, und es ist zwar manchmal nicht leicht, es zuzugeben, ist aber auch eine sanfte Schule der Demut.

Was ist denn an die Stelle des Trotzchristen getreten? Vielleicht vor allem eines: oft Ungewissheit. Aber etwas ist mir noch wichtiger. Jesus spricht im Evangelium heute nicht von ungefähr vom „Vater, der auch das Verborgene sieht“. Gott meine Verborgenheiten hinzuhalten, das traue ich mich heute mehr und öfter, als ich es früher getan habe. Da dachte ich, Gott will meine Anstrengung und meinen Trotz gegen eine harmlos gewordene Kirche. Inzwischen weiß ich, dass Gott darauf gut pfeifen kann. Wenn ich ihm auch mein Verborgenes sage, dann kommt Gott viel tiefer bei mir an.

 

Autor:             Ansgar Wucherpfennig SJ

Biblischer Bezugstext: Mt 6,1-6.16-18

 

Ein Angebot zur Ergänzung:

Klostertage für Männer bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg bei Bingen

Besinnung und Selbstfindung im Rhythmus der Mönche

Bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg nehmen wir an den Stundengebeten teil. Dazwischen ist Zeit für Gespräche zur Spiritualität und Lebensgestaltung von Männern heute.

Der andere Zeitfluss des „ora et labora“ bietet die Chance, sich auf das persönlich Wichtige zu besinnen – gerade in der Zeit vor Ostern. Für die Gruppengespräche stehen Dr. Prömper als Leiter und bei Bedarf ein Benediktiner zur Verfügung. Themenabsprache ist im Vorfeld per E-Mail möglich. Die Klostertage sind eine gute Ergänzung der spirituellen Fastenimpulse für Männer per E-Mail, denn sie werden das Oberthema 2019 „Scheitern. Und andere Sackgassen“ in der inhaltlichen Gestaltung aufgreifen.

 

Termin:           Freitag, 12. April 2019, 18:00 Uhr – Sonntag, 14. April 2019, 14:00 Uhr

Leitung:          Dr. Hans Prömper

Ort:                 Kloster Jakobsberg, 55437 Ockenheim (www.klosterjakobsberg.de)

Kosten:           165 € Teilnahmebeitrag (inkl. EZ u. VP)

Veranstalter:   Bischöfliches Ordinariat Mainz, Referat Erwachsenenseelsorge

Veranstaltungsnummer:         19EWS041

Anmeldung:    Bischöfliches Ordinariat, Referat Erwachsenenseelsorge, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz

E-Mail:           ews-anmeldung@bistum-mainz.de

Telefon:          06131 253264

Fax:                 06131 253586

Internet:          Link


Foto: © jcomb

Related Posts