Fastenimpuls – 2. Fastensonntag

Auserwählt!?

„Auserwählt“. Ein bedeutungsvoller Ausdruck, von dem wir im heutigen Evangelium hören. Dort heißt es: Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“

Nur allzu oft lassen wir uns einholen von unserem Alltag. Wir funktionieren innerhalb der Lebensphasen, die die Gesellschaft für uns vorsieht: In der Schule, in der Ausbildung/im Studium, im Berufsleben, aber auch in der Familie. An welchen Momenten sind wir bei uns? Nicht abgelenkt durch Smartphone und Co.? Nah bei uns selbst und bei Gott?

Ähnlich verhält es sich im Evangelium mit Jesus. Er folgt einem inneren Impuls und verlässt die Alltagswelt. Er will allein sein und wählt einen Berg. Auch heute wählen viele Menschen diesen Weg: Von oben aus der Ferne auf die Dinge „herab“ sehen. Distanz schaffen und so doch zu einer Nähe gelangen. Weitblick und Klärung gehen Hand in Hand.

Jesus betet. Er betet so lange, bis sich etwas verändert. Der Himmel öffnet sich und Gott wird nah und spürbar. Wie ein Licht, dass Klarheit schafft und in die Zukunft weist.

Nahe bei mir selber und nahe bei Gott kann ich mir die Frage stellen: Wozu bin ich auserwählt? Welche Ziele liegen vor mir? Und nur so liegen Erfolg und Scheitern nicht nur beieinander, sondern sind auch gänzlich möglich: Nur wenn ich mir etwas vornehme, nur wenn ich ein Ziel erreichen will und nur dann, wenn ich Schritte nach vorne gehe. Wenn ich voller Vertrauen in mich sprichwörtlich „dünnes Eis“ betrete. Ganz alltäglich geschieht dies im Kleinen und im Großen, im Privaten, wie auch im Berufsleben.

Doch woher nehmen wir dieses Vertrauen? In liebender Anerkennung erfahren Kinder ein Grundvertrauen von ihren Eltern. Papst Franziskus schreibt dazu in Amoris laetitia: „Die Mutter, die das Kind mit ihrer Zärtlichkeit und ihrem Mitgefühl umfängt, hilft ihm, Vertrauen zu fassen und zu erfahren, dass die Welt ein guter Ort ist, der es willkommen heißt“ (ebd., 175). In unserem sozialen Umfeld gibt es auch weitere Personen, die uns Mut gemacht haben, die uns Vertrauen schenken und unser Selbstvertrauen stärken. Auch jeder einzelne von uns kann so ein „Mutmacher“ sein.

„Auserwählt“ sein von Gott heißt auch jeden Tag im Vertrauen auf ihn Schritte nach vorne zu gehen. Lassen wir uns von ihm ansprechen und „auserwählen“ für das, was vor uns liegt.

Verfasser: Dr. Michael Hermes

 


Foto: © : www.pixabay.com / Sorbyphoto

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