Wie sind Sie heute Morgen eigentlich aufgewacht? Was oder wer hat Dich geweckt? Und wie war das Gefühl? War das eher so ein „ich fühle mich so richtig ausgeruht und ausgeschlafen, heute kann ich Bäume ausreißen!“ oder ein „ich fühle mich gerädert, ich würde so gerne noch liegen bleiben, ich bin schrecklich müde?“
Müdigkeit ist ein Gefühl, das wir alle kennen.
Müdigkeit. Das ist aber nicht nur das Gefühl, wenn man in der Nacht zu wenig geschlafen hat. Müdigkeit scheint für immer mehr Menschen das Grundgefühl ihres Lebens zu sein. Wissenschaftler*innen haben herausgefunden, dass immer mehr Menschen sich grundsätzlich müde, ausgelaugt, träge, überfordert und antriebslos fühlen.
Müdigkeit als Zeichen unserer Zeit.
Das Stichwort der Müdigkeit spielt eine wichtige Rolle im biblischen Text aus Jesaja 50:
Gott hat mir eine Zunge gegeben wie den Lernenden, damit ich es verstehe, die Müden mit einem Wort zu stärken.
Gott weckt mir jeden Morgen das Ohr, damit ich höre wie die Lernenden.
5 Gott, hat mir das Ohr geöffnet, und ich sträube mich nicht. Ich weiche nicht zurück. 6 Meinen Rücken gab ich denen, die schlagen, meine Wangen denen, die prügeln. Mein Gesicht habe ich nicht verborgen vor Schmähworten und Speichel.
7 Aber Gott hilft mir, darum werde ich nicht beschämt, darum mache ich mein Gesicht hart wie einen Kieselstein und weiß, dass ich nicht zuschanden werde.
Jesaja tröstet die Müden. Die Menschen sind ausgelaugt. Sie mussten das eigene Land verlassen und wurden mit Gewalt umgesiedelt. Das Exil hat sie mürbe gemacht. Immer wieder hatten sie darauf gewartet, dass sich ihre Lage verbessert, aber immer ohne Erfolg.
In dieser Lage tröstet Jesaja die Müden. Er singt vom Vertrauen, das er auf Gott setzt. Er singt von den Erfahrungen, die er mit Gott gemacht hat.
Jesaja führt sich selber und seine Erfahrungen als Beispiel an. Er singt von seiner Hoffnung im Leiden. Gott wird die Gefangenen erlösen, er wird sie wieder nach Hause bringen. Die bleierne Zeit wird ein Ende haben.
Durch Jesaja fühle ich mich ermutigt, auf Gott zu hören. Morgen für Morgen. Mir von ihm das Ohr öffnen zu lassen. Mich zu fragen: Gott, was willst du von mir? Was hast du vor mit mir an diesem Tag? Was hast du vor mit mir in meinem Leben?
Durch Jesaja fühle ich mich ermutigt, anderen meine eigene Müdigkeit einzugestehen. Auch die, die stark zu sein scheinen brauchen dann und wann selbst die breiten Schultern eines Anderen, die offenen Ohren einer Anderen, die aufmerksamen Augen eines Wachen.
Wie sind Sie heute Morgen eigentlich aufgewacht? Was oder wer hat Euch geweckt? Vielleicht der Wecker, vielleicht eure Kinder, vielleicht ihr Partner oder ihre Partnerin. Im Letzten ist es Gott, der uns weckt, der uns wach macht für unser Leben, der uns die Kraft gibt aufzustehen und neu in den Tag zu gehen. Heute und alle Tage unseres Lebens.
Martin Treichel
Foto: Shlomaster auf Pixabay