Fastenimpulse 2023 – Aschermittwoch

Als Kind sang ich Inbrunst: „Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören“. Weil ich katholisch war, wurde ich Opfer sexualisierter Gewalt durch zwei Priester. Der Missbrauch im Alter von 13, 14 Jahre fand im Kontext von Beichte und Jugendarbeit statt. Wie viele Betroffene habe ich mehrere Jahrzehnte darüber geschwiegen. Ich vermied es an Gottesdiensten teilzunehmen. Kirchen besuchte ich als Kunstinteressierter. Mein Glaube, der mich so empfänglich für die Anbahnungsstrategien der Täter gemacht hatte, verschwand. Ich war religiös gleichgültig geworden.

2010 gelang uns die Befreiung aus dem Schweigen und das zweite Verbrechen des Vertuschens wurde offenbar. Auch deshalb kann ich keine Kirche betreten ohne zu denken: Heuchler! Wie könnt ihr weiter getragene Reden halten über eueren Glauben, aber schafft es nicht, von eurem Reichtum den Opfern eine Entschädigung anzubieten? Lieber lasst ihr euch verklagen und verschanzt euch hinter dem Rechtsstaat, den ihr jahrzehntelang hinters Licht geführt habt, als ihr Priester versteckt, versetzt und vor den Konsequenzen ihrer Verbrechen geschützt habt! Aber für eure Präventionsarbeit möchtet ihr gelobt werden, weil ihr doch so viel mehr leistet als irgendwer sonst im Land.

Doch viele Christen tun im Verborgenen, was ihre Kirchen nicht schaffen: sie zeigen sich solidarisch, widmen Kirchensteuern um, unterstützen Betroffeneninitiativen. Christ zu sein heute bedeutet wohl vor allem, es trotz nicht wegen der Kirche zu sein.

Dass meine Empfänglichkeit für Spiritualität nicht ganz verloren ist, wurde mir vor einigen Jahren bei einem Besuch des Meiji-Schreins in Tokio bewusst, einer Erinnerungsstätte für einen verstorbenen Tenno. Beim Weg durch den Wald mit den großen Bäumen nahm mich die Atmosphäre gefangen. Die feierliche Stimmung bei der Tempelanlage selbst berührte mich.

Ich folgte den einheimischen Besuchern, wusch mir rituell Hände und Mund, stellte mich vor den Schrein, warf ein paar Münzen in einen Kasten und klatschte in die Hände. Dann stand ich da. In diesem Augenblick erschien es mir das einzig richtige das „Vaterunser“ aufzusagen, die Hände gefaltet mit Blick auf den Schrein des Kaisers inmitten der riesigen Stadt.

Matthias Katsch



Eine Ergänzung zu den spirituellen Fastenimpulse für Männer per E-Mail, an deren Thema sie sich orientieren.

  1. 3. – 02.04.2023, Kloster Jacobsberg

    Aus-Zeit für mich
    Männerwochenende Kloster Jacobsberg

    Inspirationen zu Selbstliebe und Spiritualität.

Was macht uns lebendig? Was gibt unserem Leben Tiefe und Richtung? Wie können wir mehr in Überstimmung mit uns selber leben?

Das Wochenende auf dem Jakobsberg bietet Impulse für Geist und Seele. Es geht um Austausch und Eigenzeiten. Offene Gespräche unter Männern wechseln mit Spaziergängen und Besinnung. Es gibt Raum für Stille, Natur, auch gemeinsames Beten.

Nur allzuoft orientieren wir uns an anderen: Partnerin, Familie, Arbeitgeber. Das eigene Leben kommt vielfach zu kurz. In der Abgeschiedenheit des Jakobsbergs können wir diesem mehr auf die Spur kommen. Dies fördern

  • Gesprächsrunden mit anderen Männern – zu Lebensfragen und Spiritualität
  • Angeleitete Eigenzeiten zur Selbsterkundung – zwischen Konflikten und Wünschen
  • Spaziergänge und Impulse für Geist und Seele – Texte, Gedichte und Gebete, Natur, vielleicht auch gemeinsames Sprechen und Singen, stille Zeiten

Leitung: Dr. Hans Prömper, Erwachsenenbildner und Theologe, Universität des 3. Lebensalters Frankfurt
Kosten: Verpflegung, EZ – Du/WC: 139,50 €, zusätzlich Kursgebühr: 50 €

Anmeldung: Bildungsstätte Jakobsberg, belegung@klosterjakobsberg.de
Telefon:               06725-304-111, Fax:                      06725-304-115
Internet:             https://bistummainz.de/einrichtungen/kloster-jakobsberg/aktuell/termine/veranstaltung/Inspirationen-zu-Selbstliebe-und-Spiritualitaet—am-31.03.-bis-02.04.2023-Veranstaltungsnummer-24385

Related Posts