Toxische Machtphantasien. Und kein Ende in Sicht?
Ist Macht ein Männerproblem? Ein Trigger, dem sich Männer schlecht entziehen können? Macht, Gewalt, Missbrauch … haben zumindest viele männliche Gesichter, sehr unterschiedliche Gesichter und Szenen: Putins brutaler Angriffskrieg. Ein alter Papst, der lügt und Mitschuld leugnet. Die Verrohung von Sprache und Umgang im Populismus. Stärke und Macht scheinen allemal attraktiver als Schwäche und Niederlagen.
Und wir? Wie halten wir es mit Macht und Durchsetzung? Welche inneren Bilder und Überzeugungen prägen uns? Wie triggern uns Einfluss, Durchsetzung, Erfolg, Größe? Wenn ich ehrlich bin: Ich bin nicht frei davon. Bloß keine Schwäche zeigen! Nicht verlieren! Möglichst oben sein!
Ich habe es aber auch anders erlebt. Vor Jahren war ich Teilnehmer eines Männerseminars, in dessen Mittelpunkt Ringkämpfe standen: Mann gegen Mann. Mit Kraft und Schweiß, Anfeuern und Durchhalten, nicht verlieren wollen … bis einer auf dem Rücken lag. Besiegt, unterlegen, Scheiße. Aber das Merkwürdige war: Darauf kam es gar nicht an. „Sieger“ und „Besiegte“ feierten ausgelassen bis tief in die Nacht, mit Singen, Musik, Reden und Lachen. Es war eine Feier der gegenseitigen Anerkennung und des Loslassens unserer Phantasien von Kraft, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Schwäche und Stärke.
Was will ich damit sagen? Es kommt nicht darauf an, ob du gewinnst. Es kommt auf das an, was dich ausmacht, wofür du stehst und dich einsetzt. Oder ist das nun wieder ein Tipp „nicht von dieser Welt“? Nicht passend „in dieser Zeit“?
Aber wie soll es anders werden, wenn wir uns nicht freimachen von diesen Versuchungen der Macht?! Steine zu Brot, unversehrt vom Turm springen, Herrscher der Welt – die Bibel berichtet von solchen Triggern „männlicher“ Machtphantasien auch bei Jesus, dem Ideal des Guten im Menschen. 40 Tage Fasten in der Wüste, wird berichtet – konfrontiert ihn mit seinen inneren Antreibern von Größe, Unverwundbarkeit und Allmacht.
Meine Anregungen dazu:
- Nicht unbedingt 40 Tage fasten, aber 7 Tage offen sein für die Frage und spüren:
Was sind m e i n e Versuchungen von Macht und Größe? - Situationen der „Schwäche“ erinnern:
Wie gehe ich mit persönlichen Niederlagen und Verlusten um? Kann ich mich da aushalten? Was hat mir geholfen, mich in solchen Situationen anzunehmen? - Und bitte eine kurze ehrliche Antwort:
Kann ich mich selbst als „Versager“ lieben? Und wenn nicht: Wer liebt nimmt mich dann und nimmt mich in den Arm?! Wenn ich am Boden liege. (*)
Text: Dr. Hans Prömper
Hinweis: Wer sich für die Geschichte der Machtversuchungen Jesu interessiert – sie steht bei Matthäus 4,4-11 im Neuen Testament.
(*) Eine Lesart des russischen Angriffskrieges ist: Revanche für die erlittene Schwäche durch den Zerfall des Machtblocks UdSSR. (siehe auch den Text der Rede Putins unter dem folgenden Link)
Foto: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/putin-rede-angriff-ukraine-101.html
Ein Angebot zur Ergänzung der Fastenimpulse:
Klostertage für Männer bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg bei Bingen (8.-10.4.2022)
Besinnung und Selbstfindung im Rhythmus der Mönche
Bei den Benediktinern auf dem Jakobsberg nehmen wir an den Stundengebeten teil. Dazwischen ist Zeit für Gespräche zur Spiritualität und Lebensgestaltung von Männern heute.
Der andere Zeitfluss des „ora et labora“ bietet die Chance, sich auf das persönlich Wichtige zu besinnen – gerade in der Zeit vor Ostern. Für die Gruppengespräche stehen Dr. Prömper als Leiter und bei Bedarf ein Benediktiner zur Verfügung. Themenabsprache ist im Vorfeld per E-Mail möglich. Die Klostertage sind eine gute Ergänzung der spirituellen Fastenimpulse für Männer per E-Mail, denn sie werden das Oberthema 2022 „Auf-Hören und neu beginnen“ in der inhaltlichen Gestaltung aufgreifen.
Hinweis CORONA-Pandemie! In den Innenräumen gelten die Zugangs- und Hygiene-Regeln im Land Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus werden wir die schöne Umgebung der Weinberge für Outdoor-Einheiten nutzen, uns also öfters draußen an der frischen Luft bewegen und laufen.
Termin: Freitag, 8. April 2022, 18:00 Uhr – Sonntag, 10. April 2022, 14:00 Uhr
Leitung: Dr. Hans Prömper
Ort: Kloster Jakobsberg, 55437 Ockenheim (www.klosterjakobsberg.de)
Kosten: 165 € Teilnahmebeitrag (inkl. EZ u. VP)
Veranstalter: Bischöfliches Ordinariat Mainz, Referat Erwachsenenseelsorge
Veranstaltungsnummer: 22EWS005
Anmeldung: Bischöfliches Ordinariat, Referat Erwachsenenseelsorge, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
E-Mail: ews-anmeldung@bistum-mainz.de
Telefon: 06131 253264
Fax: 06131 253586