Eigene Erfahrungen

Die Zäsur der Pandemie hat mich gedrängt mir über mein Sein in der Welt klar zu werden. Nicht mehr so – wie in der Anfangszeit – über die Wissensbegier zu dem Virus und des Infektions-geschehens, sondern über die tiefere Bedeutung dieser fundamentalen Krise für die Gesellschaft nachzudenken. Dazu verhalf mir die differente Berichterstattung von DLF, der Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen (v.a. Frauen) und die paradoxen Erfahrungen mit Natur und Zivilisation. Ohnmacht darüber zu empfinden, aber auch die eigene Bedeutsamkeit und Macht zu spüren; im Kleinen Senfkorn der wachsen soll und will. Das Alleinsein als eine Chance zu erkennen und sich nicht mehr in stupide Ablenkung zu verrennen. Was ist/wird wirklich wichtig im eigenen Leben? Diese Leit(d)frage korrespondiert mit der systemischen Demütigung, der ich keinen Raum mehr in meinen Inneren geben will. Zu lange schon, bin ich nahezu bewußtlos ein willfähriges Teil des Äußeren gewesen, mit der fatalen Abhängigkeit von Anerkennung, Zuspruch um gebauchpinselt zu werden?! Ok, ich werde damit auch verletzlich, aber letztlich sehr wohl
auch authentisch. Denn es gibt diese inneren, gottgegebenen Ressourcen für eine bessere Welt, die kostbar sind. Und dann hat mir die Liebe (resp. Bewunderung zu einer Frau) die Richtung gewiesen. Ja, auch zu einer Frau die mit einer anderen eine Beziehung lebt. Das hindert die Liebe nicht, wenngleich sie platonisch bleibt. Aber nun, sie ist mir zwar aus dem Blickfeld geraten, doch da bleibt die gute Erinnerung an eine gemeinsame Zeit der prickelnden (ja auch erotischen) Spannung zweier sehr unterschiedlicher Menschen. Die Erfahrung damit betrachte ich als Fingerzeig Gottes, über mein kleines Selbst hinauszuwachsen, aber eben nicht als Selbstzweck, sondern für ein größeres Ganzes. Was kann ich denn als selbst-verständlich annehmen, bei dieser fundamentalen Erschütterung ? Letztlich bleibt ‘s ein Geschenk, das Sein, das Leben und die Liebe.

Hans Marquard

Nachfolgende Erfahrungen sind mir eingefallen; allesamt Erlebnisse aus dem abgelaufenen Corona-Jahr: ich bin gerade dabei umzuziehen und schleppe Kartons und Gegenstände – schwitze ganz ordentlich, und fühle mich unglaublich lebendig! Ich bin mit dem Auto am cruisen und höre Musik – total laut und irre gut, Gänsehautmoment – ich singe mit und fühle mich total lebendig!

Ich bin in den Bergen am wandern – es geht hinauf irgendwie auch in die Freiheit – und plötzlich ist sie da, die Lebendigkeit!
Wir streicheln uns – du kennst meine erogenen Zonen – es macht mich unglaublich an wie du mich berührst – ich fühle mich irre lebendig!

Thomas Grieb