Bola, Sei kein Mann

Bola, Sei kein Mann
JJ Bola, Sei kein Mann, Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist, Hanserblau, München 2020

Stichworte: Lebenshilfe, Männlichkeit, Männer heute

JJ Bola hat ein Buch mit diesem zunächst provokanten Titel über seine Sichtweise zu Männlichkeit heute geschrieben. Beweggrund war für den Autor, wie gerne er solch ein Buch gelesen hätte, als er ein Teenager war, der mit seiner eigenen Männlichkeit zu kämpfen hatte Es ist ein sehr persönliches Buch geworden. Dementsprechend steht auch ein persönliches Erlebnis am Anfang. Er, geboren im Kongo, geflüchtet nach London, spaziert als Jugendlicher Hand in Hand mit seinem Onkel durch London. Dort wird er belächelt und verspottet ob eines Verhaltens, dass in seiner früheren Heimat ganz normal war. So ist das ganze Buch durchwoben von seinen eigenen Erfahrungen. Er stellt sich dann Fragen wie „Was bedeuten unsere Auffassungen von Männlichkeiten und die kulturellen Normen, in die sie eingebettet sind, für Jungs, die in der heutigen Zeit zu Männern heranwachsen?“ Auch ihm, der jetzt als Autor und Sozialarbeiter arbeitet, wurde im Laufe seines Heranwachsens immer wieder gesagt, dass ein Mann stark und hart im Nehmen gegenüber sich und anderen sein müsse. Im Original heißt das Buch „Mask Off“ und darum geht es ihm auch; die Maske abnehmen, die eigenen Gesichter dahinter erkennen und damit Illusionen einer starren Männlichkeit zu entlarven und Jungen und Männer einen Zugang zu ihren Gefühlen zu ermöglichen. Damit sollen sie nicht mehr als Aggressoren auftreten und durch Veränderungen mehr Fülle des Mann Sein erfahren. Das Buch gliedert sich in 8 Kapitel und endet mit 10 Handlungsanweisungen am Schluss. In diesen Kapiteln geht es zunächst um Mythen der Männlichkeit wie „Männer weinen nicht“ und „Reiß dich zusammen Junge“. In dem Kapitel „Männliche Gewalt und Aggressivität“ konstatiert er, dass sich die Debatte oft auf heterosexuelle Paare konzentriert, während Realitäten in der LSBTI* Community ausgeklammert werden. Das Buch ist ein Plädoyer dafür, insbesondere in der Erziehung mehr darauf zu achten, was gesellschaftlich akzeptabel ist, wie man Beziehungen knüpft und kommuniziert. Denn umso mehr Jungen lernen, sich emotional ausdrücken zu können und Gefühle zu zeigen, desto her werden wir eine Veränderung sehen.

Erweitert werden seine Ausführungen hin zu dem Thema Männlichkeit und Politik: Männer nutzen oft politische Gewalt als Mittel, sich stak zu fühlen und das zu schützen, was er für sein Recht hält, nämlich eine privilegierte Position zu haben. Aber nur ein kleiner Kreis profitiert wirklich. Geschlechtergerechtigkeit kann dazu führen, Männern zu helfen und ihnen den Druck zu nehmen, einer bestimmten Art von Männlichkeit zu folgen (beispielsweise Alleinverdiener).

Als Handlungsanweisungen führt er an, Tagebuch mit eigenen Gedanken und Gefühlen zu führen, männliche Support Gruppen, Gesprächszonen, Lesen (feministische Literatur und Texte).

Der Autor erweitert das Themas Männlichkeit weg von einer heterosexuellen Norm und Aufnahme von Strömungen wie Incel oder Körperlichkeit. Stark wird das Buch durch das Einbringen der eigenen Erfahrungen und nicht so oft gelesener Aspekte wie Männlichkeit und soziale Medien, aus seiner sehr persönlichen eigenen Biographie als schwarzer Mann. Ein letzter Appell richtet sich insbesondere an die Jugend: Männlichkeit von alten Stereotypen befreien. Erst dann kann sich das Potential männlicher Persönlichkeiten entfalten.

 

Jürgen Döllmann