60 Jahre Arbeitsstelle für Männerseelsorge

Erzbischof Schick: Lebenskern des Menschen stärken

 

Die Arbeitsstelle für Männerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz wird heute (2. März 2021) 60 Jahre alt. In einer virtuellen Feierstunde würdigte Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), in der Deutschen Bischofskonferenz verantwortlich für die Männerseelsorge, die Arbeitsstelle. „Seelsorge hat die Aufgabe, die Seele, den Lebenskern des Menschen, zu stärken, damit jede und jeder das Leben in Fülle findet. Für dieses Ziel ist sowohl die individuelle als auch die gemeinschaftliche, die geschlechterspezifische und die geschlechterübergreifende Seelsorge wichtig“, so Erzbischof Schick. Die Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit engagiere sich seit 60 Jahren für das Glaubensleben der Männer sowie für die Erfüllung ihres christlichen Auftrags in Ehe und Familie, am Arbeitsplatz und in der Freizeitgestaltung, in der Politik und Wirtschaft. „Seit 20 Jahren erlebe ich in meiner Verantwortung für die Männerseelsorge in der Deutschen Bischofskonferenz immer wieder, wie wichtig Gesprächsangebote und seelsorgliche Begleitung für Männer sind. Gerade deshalb bin ich dankbar, dass wir uns in der Arbeitsstelle auch dem schwierigen Thema Gewalt in der Familie und in der Gesellschaft seit Jahren und jetzt auch sexualisierter Gewalt von Männern gegen Männer im kirchlichen Kontext stellen. Die Arbeitsstelle befasst sich ebenso mit Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, gerechte Verteilung von Erziehungs- und Pflegearbeit“, erklärte Erzbischof Schick. Ihm sei für die Arbeitsstelle wichtig, dass „wir immer die gesamtheitliche Dimension der Menschen im Auge behalten. Für Frau und Mann zusammen und je einzeln müssen wir Seelsorge anbieten, damit Frauen und Männer zu ihrem eigenen Wohl leben und für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. Für alle Menschen möchte die Arbeitsstelle da sein.“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, hob in einem schriftlichen Grußwort die lange Geschichte der Arbeitsstelle, die gesellschaftliche Debatten um die Veränderungen von stereotypischen Männerbildern stilgebend mitgeprägt habe, hervor. „Angesichts rechtspopulistischer Tendenzen in der Gesellschaft hat die Arbeitsstelle schon früh vor einer damit verbundenen Retraditionalisierung des Männerbildes gewarnt und dagegen das christliche Menschenbild gestellt, das grundlegend antirassistisch ist und sich für die Würde auch von Minderheiten in der Gesellschaft einsetzt“, so Bischof Bätzing.

 

Aktuell greife die Arbeitsstelle „das schambesetzte Thema des Machtmissbrauchs innerhalb der Kirche gegenüber erwachsenen Männern auf. Die Bemühungen in diesem Bereich tragen dazu bei, den größtenteils immer noch blinden Fleck in unserer Kirche wahrzunehmen und Konsequenzen daraus zu erarbeiten“, schreibt Bischof Bätzing. Geschlechterfragen, also die Fragen nach Mann- und Frausein heute, gehörten zu den zentralen Themen der kirchlichen Erneuerung auch beim Synodalen Weg. „Mehr denn je brauchen wir deshalb über die Grenzen der einzelnen Bistümer hinaus die Institutionen einer kirchlichen Arbeitsstelle für Männer und für Frauen, die die relevanten Geschlechterthemen entdecken, diskutieren und für die Kirche insgesamt fruchtbar machen“, so Bischof Bätzing.

 

Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Arbeitsstelle erklärt deren Leiter, Dr. Andreas Heek: „Gerade in Zeiten, in denen Polarisierungen auch im Geschlechterdiskurs zuzunehmen scheinen, braucht es eine Instanz auch für Männer, der Versuchung zu widerstehen, entweder direkt frauenfeindliche Tendenzen zu entwickeln oder althergebrachte Männlichkeiten wieder aufleben zu lassen, die ihnen aber letztlich selber schaden. Umso wichtiger ist es, dass Männer auf ihrer Suche nach Gott, nach Sinn, nach Erfüllung unterstützt werden, gerade in einer Zeit, in der die klassischen Rollenbilder von Mann und Frau aufgegeben werden und neue etabliert werden müssen“, so Andreas Heek. Männerseelsorge trage daher zur besseren Kommunikation zwischen den Geschlechtern und in die Gesellschaft hinein bei. Dazu leiste die Arbeitsstelle in Zusammenarbeit mit den Diözesanstellen für Männerseelsorge ihren Beitrag.

 

Hinweise:

Die Gratulation von Bischof Dr. Georg Bätzing finden Sie unter www.dbk.de.

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