Katholikentag2012 - Zentrum Frauen und Männer

Impressionen vom 98. Deutschen Katholikentag in Mannheim

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Diesmal spielte das Wetter mit. Anders als beim Ökumenischen Kirchentag vor zwei Jahren in München konnten sich die 80.000 Besucher des Katholikentages diesmal über weitgehend trockenes, sonniges und warmes Wetter freuen. Wer zu den einzelnen Veranstaltungsorten im Stadtgebiet wollte, konnte dies meistens ohne Regenschutz tun und hatte im Übrigen viele Möglichkeiten: zu Fuß, mit der Straßenbahn oder sicher am schnellsten mit dem Mietfahrrad des Katholikentages. Aufbruch ganz praktisch in der Stadt des Quadrats!



Mittendrin auf halber Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Wahrzeichen der Stadt, dem Wasserturm, lag das Zentrum Frauen und Männer. In Steinwurfweite befand sich der Rosengarten, das zentrale Tagungszentrum, in dem neben großen Podiumsveranstaltungen auch Konzerte stattfanden. Davor auf der Kirchenmeile waren die weißen Zelte zahlreicher kirchlicher Verbände und Organisationen aufgebaut.



Das ehrwürdige Karl Friedrich Gymnasium, ehemals humanistische Lehranstalt für Jungen, beherbergte für drei Tage das Zentrum. Unübersehbar wurde die Tradition des im 19. Jahrhundert errichteten Gymnasiums in der Eingangshalle. Zwei lebensgroße Plastiken empfingen die Besucherinnen und Besucher: der Philosoph und der Krieger, beides markanter Ausdruck des hegemonialen Männerbildes der Kaiserzeit. Dahinter, wenige Schritte weiter, ebenso lebensgroß auf Banner gedruckt, die Fotos einer jungen Frau in den gleichen Posen. Die deutsch-türkische Fotografin Gülay Keskin hat diese Installation für das Zentrum Frauen und Männer geschaffen, ein ebenso markantes Ausrufezeichen und ein deutlicher Kommentar!



Mehr als 80 Veranstaltungen fanden im Zentrum statt: Podien, Werkstätten, Kreativangebote, Ausstellungen, Gottesdienste, darunter Angebote für Frauen und Männer wie die Auftaktveranstaltung „Angeboren oder anerzogen oder was? Über unsere Bilder und Vorstellungen von Frau-sein und Mann-sein“, aber auch Werkstätten, die nur für Frauen oder nur für Männer ausgeschrieben war. Da brauchte es das ein oder andere Mal auch mal etwas Überredungskunst, wenn eine Frau in eine Männerwerkstatt oder ein Mann in eine Frauenwerkstatt wollte. Die Werkstätten insgesamt waren sehr gut besucht und zum Teil überfüllt.


Das Improtheater Qrage bringt Podium und Publikum beim Auftakt in Bewegung, thematischer Impuls aus dem fernen Australien: per Video meldet sich aus Sydney die Soziologin und Geschlechterforscherin Raewyn Connell zu Wort


Auch das gehörte zum Zentrum. Die Schule befindet sich in einer Umbauphase. Der Baustellencharakter war an vielen Stellen unübersehbar. Wer sich aber einmal an die Baucontainer, den Kran mitten im Schulhof der den unübersehbaren Baudreck innen und außen gewöhnt hat, konnte in den Pausen dann auch die schönen Seite entdecken und genießen, vor allem das Zentrums-Café mit seinem Außenbereich.



Und vor der Schule auf einer unbebauten Fläche unter Bäumen lag er nun da: ein über zwei Tonnen schwerer Sandsteinblock aus den Vogesen. Herangeschafft durch eine Baufirma am Mittwoch. Drei Tage lang waren Männer eingeladen, an diesem Stein zu arbeiten und ihn zu behauen, begleitet und angeleitet von dem Bildhauer Paul-Martin Jähde. Von intensiven Begegnungen und Gesprächen der Männer „ohne Imponiergehabe und Siegerspielchen“ weiß der Bildhauer zu berichten, aber auch von einem Mädchen, das für ihren verstorbenen Vater da war und etwas zur Erinnerung an ihn in den Stein einschlug: „ … der hätte hier sicherlich am Stein gestanden, wenn er nicht vor kurzem gestorben wäre“ .



Die letzte Männerveranstaltung des Zentrums fand genau an diesem Stein statt: die Männerliturgie FelsenFest. Fast hundert Männer, auch einige Frauen nahmen am Wortgottesdienst teil. Für viele, die da waren, stellte – das war deutlich zu spüren – der Gottesdienst an dieser Stelle nochmals eine besondere spirituelle Erfahrung während des Katholikentages dar.



Danach hieß es abbauen und wieder aufbrechen, manche noch am Samstagabend, die letzten spätestens nach dem Schlussgottesdienst am Sonntag. Aufbruch ganz praktisch in der Stadt des 98. Deutschen Katholikentages!


Dr. Andreas Ruffing

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