Hammer, Unterschätzt. Männer in der Angehörigenpflege.

Hammer_kleinEckart Hammer, Unterschätzt. Männer in der Angehörigenpflege. Was sie leisten und welche Unterstützung sie brauchen, Kreuz-Verlag, Freiburg 2014, 224 S. (ISBN 978-3-451-61265-7)

„Männer werden hinsichtlich ihrer Pflegetätigkeit nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ weit unterschätzt“ (S.9), diagnostiziert der Gerontologe und Männerforscher Eckart Hammer in Anspielung auf den Titel seines Buches. Dies gelte für die öffentliche Wahrnehmung in Medien und Politik ebenso wie für die (zumindest deutschsprachige) Pflegeforschung. Dass Pflege weiblich ist, dieses Klischee sitzt offensichtlich in den Köpfen nach wie vor fest. Dabei kümmern sich gut 1,5 Millionen Männer in Deutschland um pflegebedürftige Angehörige. Pflege ist also längst schon Männersache!

Engagiert und mit spürbarer Anteilnahme macht Hammer das Leben pflegender Männer in seinen vielfältigen Aspekten sichtbar. Er wertet dabei 25 Interviews aus, die er mit pflegenden Männern geführt hat. Im Buch kommen diese Männer mit O-Tönen immer wieder auch zu Wort. Ergänzt wird das ganze durch Ergebnisse aus aktuellen Studien, darunter die von Manfred Langehennig durchgeführte Untersuchung zu pflegenden Ehemännern (s. die Besprechung in MidK Dezember 2012, S.26). Eindrücklich beschreibt Hammer, wie Männer ihre Pflegetätigkeit organisieren, was sie dabei belastet und wie sie mit diesen Belastungen umgehen. Er weist auf Grenzen hin, an die die Männer stoßen, und diskutiert ausführlich, welche Unterstützung sie konkret brauchen. Ganz wichtig dabei: Pflegende Männer brauchen andere pflegende Männer, mit denen in Austausch können. Und sie brauchen eine Öffentlichkeit, die gute Beispiele pflegender Männer sichtbar macht. Was die Politik angeht, spricht Hammer zu Recht davon, dass noch viel zu tun ist. Mit Blick auf berufstätige Männer plädiert Hammer für eine rechtliche und finanzielle Absicherung von Pflegezeiten. Das Pflegezeitgesetz von 2012 greift für ihn hier viel zu kurz und bleibt zudem einem traditionellen Geschlechterbild verhaftet. Das Buch – ein wichtiger Beitrag zum Thema Männer und Pflege!

Andreas Ruffing

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