Gesterkamp, Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere.

Thomas Gesterkamp, Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere. So kann die Balance gelingen (Herder spectrum 5752). Herder, Freiburg – Basel – Wien 2007. ISBN 978-3-451-05752-6. 159 Seiten, € 8,90.

 

Thomas Gesterkamp hat ein flottes und engagiertes Buch hingelegt. Frisch und leicht zu lesen, die Nachdenklichkeit kommt von allein. Denn sie haben es nicht leicht, die neuen Väter. So es sie denn überhaupt gibt. Gesterkamp beschreibt den Spagat zwischen den Anforderungen von Firma und Chef, dem Wunsch nach geteilter Elternschaft und den vielen inneren Stimmen im Mann selber – zwischen Karrierewunsch, Lust am Kind und vielfältiger Unsicherheit. Dabei will er den Vätern Mut machen und ihnen zurufen: „Verpass’ nicht die Rolle deines Lebens!“

Gesterkamp erzählt Geschichten von Paaren, auch von sich selbst. Er zeigt das oft verspottete Bild des Hausmanns in den Medien. Er schildert die doppelten Probleme der arbeitslosen Väter; ohne Geld und ohne Arbeit geht der „Ernährer“ emotional schnell auf dem Zahnfleisch. Und Gesterkamp fragt: Wollen Frauen überhaupt den Mann in der Küche und am Wickeltisch? Das ist locker zu lesen. Ich empfehle zum Beispiel die kleine Typologie „Was für ein Papa bin ich?“ (S. 29ff.) Die Schilderungen der Vätertypen „Abteilungsleiter“, „Schauspieler“, „Heimwerker“ oder „Sonntagspapa“ sind köstlich. Und sie zeigen Zusammenhänge zwischen Berufsauffassungen, Familienvorstellungen und Männlichkeitsbildern.

Aber es ist kein Witzbuch oder Roman. Interviews mit ExpertInnen reichern einzelne Kapitel um sachliche Stilkomponenten an. Die Arbeitsmarktforscherin Alexandra Wagner, der Familienforscher Harald Seehausen vom Frankfurter Aktionsforum „Männer und Leben“, der Gewerkschafter Werner Sauerborn oder der Familientherapeut Hans Jellouschek bringen aktuelle Forschungsergebnisse und professionelle Beobachtungen.

Der Serviceteil des kleinen Büchleins informiert und enthält Tipps zu Elternzeit und Elterngeld, gibt Hinweise zum anderen Erziehungsstil der Väter und zum wechselseitigen persönlichen Gewinn für Väter und Kinder; er diskutiert Teilzeitarbeit für Väter und macht noch einmal deutlich: Es geht um ein Mehr an Lebensqualität, gerade durchs aktive Vatersein. Eine kommentierte Literaturliste, Hinweise zu Kontaktmöglichkeiten mit anderen Vätern und Internet-Links runden das kleine Bändchen ab. Ich kann mir das Sachbuch gut als Geschenk unterm Weihnachtsbaum oder zur Geburt eines Kindes vorstellen. Man kann ja mal „mit dem Zaunpfahl winken“. Denn die gelingende Balance zwischen Kind und Karriere ist ein Gewinn für alle.

 

Hans Prömper

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