Rohr / Fthenakis, Vater, Sohn und Männlichkeit.

Richard Rohr, Wassiliose E. Fthenakis, Vater, Sohn und Männlichkeit. Wie der Mann zum Mann wird. Verlagsgemeinschaft topos plus, Kevelaer 2008. ISBN: 978-3-8367-0661-2. 126 Seiten.

 

Es ist auf den ersten Blick etwas verwunderlich, dass die gesammelten Beiträge auf die 2. Österreichische Männertagung in Innsbruck aus dem Jahr 2000 zurückgehen. Aber gerade deshalb ist es interessant zu beobachten, wie aktuell diese Fragen von vor zehn Jahren noch heute sind.

Markus Hofer beschreibt anfangs den status quo der Männerwelt stichwortartig: Krise der Männlichkeit, Gewaltzunahme bei Jugendlichen und bildungsschwache Jungs. Zugleich zeigt er aber auf, dass nicht „Neue Männer“ nötig sind, sondern dass sich die Männer von heute wieder neu ihren Herausforderungen stellen müssen. (S.11)

Thomas Gesterkamp beschäftigt sich in seinem Beitrag „Die Krise der Kerle“ über die unsichtbare Entwertung traditioneller Männlichkeit in Arbeitswelt und Privatleben. Dabei spricht er sich deutlich für eine Relativierung von Beruf und Leistung im männlichen Wertesystem aus, um „mehr Platz für individuell geprägte Lebenswege und Geschlechtsrollenentwürfe“ zu schaffen. (S.36)

In seinem Beitrag „Mein Vater – Mein Schicksal?“ verdeutlicht Albrecht Mahr auf sehr anschauliche Weise den Zusammenhang von Vater, Sohn und Männlichkeit. (S. 41ff)

Demgegenüber steht Wassilios E. Fthenakis’ sozialwissenschaftlicher Ansatz. „Die Rolle des Vaters“ ist für die Entwicklung eines Kindes bedeutend. Interessant ist gerade, dass beispielsweise die Einstellung der Mutter zur Männlichkeit des Vaters Einfluss hat auf die Männlichkeit des Sohnes. (S. 70f)

Einen neuen Blickwinkel bietet der Exkurs in die mittelalterlichen Mythen: „Parzival und die Suche nach dem Gral“ ist spannend zu lesen. Richard Rohr zeigt anhand des Parzivals den Weg, den ein Junge noch heute gehen muss, wenn er zu seiner Männlichkeit finden will. Hieran schließt sich ein weiterer Beitrag von Rohr an, in dem er seine Idee der Initiationsriten für das Heranwachsen zum Mann vorstellt (S. 105).

Ein kurzes Statement von Ingrid Holzmüller zu „Auch Töchter brauchen Väter“ schließen den Sammelband zufriedenstellend ab.

 

Manuel Gall

 

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