Franz / Karger (Hrsg.), Scheiden tut weh.

Scheiden tut wehMatthias Franz / André Karger (Hrsg.), Scheiden tut weh. Elterliche Trennung aus Sicht der Väter und Jungen. Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 2013. 286 Seiten.

 

In diesem Sammelband wird sehr ausführlich über das Thema Scheidung und ihre Folgen aufgeklärt. Insbesondere werden auf die psychologischen und soziologischen Aspekte eingegangen, die sehr detailliert mit Statistiken und Fallbeispielen belegt werden. Außerdem werden Hilfsprogramme und Interventionsmöglichkeiten beschrieben, die den Betroffenen, wie Alleinerziehenden oder Kindern aus Trennungsfamilien, Unterstützung bei der Verarbeitung der Trennung geben.

Im Mittelpunkt des Buches stehen die Jungen und die Väter. Jährlich sind etwa 150.000 minderjährige Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Da nach einer Trennung die Kinder sehr häufig weiter bei der Mutter aufwachsen und dadurch eine männliche Identifikationsfigur im Haushalt fehlt, bedeutet dies besonders für Jungen oft einen Einschnitt in die Entwicklung zum Mannsein.  Besonders schwierig sind jene Fälle, wo Jungen im Haus die Rolle des „Ersatz-Partners“ übernehmen und Verhaltensauffälligkeiten sowie soziale Anpassungsprobleme auftreten. Bei der Betrachtung der Väter wird deutlich, dass die stigmatisierte Sicht auf die geschiedenen Männer kaum mit der Realität übereinstimmt: „Gerade im Hinblick auf Scheidung und die Lebenserwartung wird die Vermutung, dass Männer nach der Scheidung ein leichteres Leben führen, durch das Gegenteil widerlegt. … Sie geraten durch Nichtachtsamkeit aufgrund quasi-anthropologischer Annahmen über das Wesen von Männern auch in Isolation.“ (Amendt, S. 60 f.)

Über diese und weitere Fakten klärt das Buch sehr gut auf. Insgesamt ist es ein gelungener Band, auch wenn die Statistiken teilweise etwas ausschweifend sind. Sehr hilfreich sind die Zusammenfassungen am Ende jedes Artikels, welche die wichtigsten Fakten leserfreundlich bündeln.

Geschrieben ist das Buch vor allem für Fachleute und Interessierte in Beratung, Therapie und Wissenschaft. Weniger ist es eine Lebenshilfe für jene, die sich in Scheidungssituationen befinden.

 

Martin Zimmer

 

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