Budde / Thon / Walgenbach, Männlichkeiten.

Jürgen Budde, Christine Thon, Katharina Walgenbach (Hrsg.), Männlichkeiten. Geschlechterkonstruktionen in pädagogischen Institutionen (Jahrbuch Frauen- und Geschlechterforschung in pädagogischen Institutionen 10/2014), Verlag Barbara Budrich, Opladen 2014, 243 S. (ISBN 978-3-8474-0168-1)

Wird durch die Erhöhung des Männeranteils in pädagogischen Institutionen wie Kindertagesstätten und Schulen mehr Bildungsgerechtigkeit geschaffen? Steigern männliche Erzieher und Lehrer „qua Geschlecht“ schon die Qualität in pädagogischen Einrichtungen? Wird kurz gesprochen mit Männern also alles besser? Und was heißt das für Erzieherinnerinnen und Lehrerinnen? Der seit Jahren medial und populärwissenschaftlich geführte Diskurs über „Jungen als Bildungsverlierer“ hat nicht selten den Anschein erweckt, Männlichkeit sei quasi „von Natur aus“ eine professionelle Ressource und markanter Referenzpunkt für die Weiterentwicklung pädagogischer Institutionen. Gegen solche essentialistischen und essentialisierenden Ansätze haben sich von Anfang an kritische Stimmen gemeldet und zum Beispiel darauf hingewiesen, dass damit durch die Hintertür wieder einseitig traditionelle Männlichkeitsbilder reproduziert werden. Der vorliegende Band versammelt verschiedene dieser Stimmen. Seine Lektüre lohnt sich für alle, die sich einmal intensiver mit dieser Debatte auseinander setzen wollen.

Interessant fand ich dabei vor allen Dingen den Beitrag von Tim Rohrmann zu Männern in Kitas zwischen „Idealisierung und Verdächtigung“ (S.67-84). Der Autor beschreibt, dass männliche Erzieher in Kitas auf der einen Seite sehr positiv aufgenommen werden, weil ihre Präsenz als wesentlich für eine gute Entwicklung der Kinder angesehen wird. Zum anderen stoßen die Männer auf Vorbehalte und Abwertungen, insofern stereotype Bilder bedrohlicher Männlichkeit (Gewalt, Sexualität) eingespielt werden, die Männer als gefährlich und ungeeignet erscheinen lassen – gerade der Missbrauchsskandal hat hier nochmals zu einer besonderen Aufmerksamkeit geführt.. Diese Ambivalenzen – so kann Rohrmann unter Auswertung von Studien und Praxisberichten zeigen – finden sich freilich nicht nur in den Reaktionen von Frauen auf männliche Erzieher, sondern haben auch Auswirkungen auf das Selbstbild der Männer in diesem Arbeitsfeld.

Andreas Ruffing

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