Behse-Bartels, Vaterkompetenz aus der Perspektive von Vätern.

Behse-Bartels_ZBBS_Vaterkompetenz_0106 - kleinGrit Behse-Bartels, Vaterkompetenz aus der Perspektive von Vätern. Eine qualitative Studie in einem stigmatisierten und strukturell benachteiligten Stadtteil, Verlag Barbara Budrich. Opladen / Berlin / Toronto 2013. ISBN 978-3-8474-01063-3. 402 Seiten

 

In der Handbibliothek eine Männerarbeiters wird – so meine Vermutung  – diese Arbeit wahrscheinlich nicht  gerade griffbereit in der ersten Reihe stehen. Sie teilt damit das Schicksal so manch anderer wissenschaftlicher Arbeiten, die aufgrund ihres Forschungsgegenstandes für die Praxis der Männerarbeit interessant sind. Aber das Lesen umfangreicher wissenschaftlicher Arbeiten braucht eben Zeit und auch fachliche Kenntnisse, um sie mit Gewinn lesen können. Die vorliegende Arbeit folgt übrigens in ihrer Struktur dem erwarteten  Aufbau qualitativer Studien mit den Abschnitten Theoretische Grundlagen Studie – Methodischer Ansatz – Fallporträts – Zusammenfassung/Resümee. So empfiehlt es sich durchaus, mit der Zusammenfassung / Resümeeab S.331  zu beginnen und dadurch vielleicht neugierig zu werden, in den ausführlichen Fallporträts zuvor zu lesen. Denn in ihnen kommen vier Männer zu Wort, die in Halle in einem strukturell benachteiligten Stadtteil leben, und die sich – allen Vorurteilen und Klischees zum Trotz – in diesem  schwierigen Umfeld als kompetente und engagierte Väter erleben und beschreiben. „Der eene kricht’s off de Reihe, der Andre nich! Ich hab’s off die Reihe jekricht!“, so formuliert es einer befragten Väter kurz und trocken (S.355). Engagiertes Vatersein ist also keine Frage des Milieus bzw. des Sozialraumes, die sozialen Umstände haben allerdings Einfluss darauf, wie leicht oder wie schwierig es Männern gemacht, ihr Vatersein zu leben. Dass  „eine väterorientierte und mithin kinderförderliche Sozial und Bildungspolitik“ (S.361), die milieuspezifische und sozialräumliche Gegebenheiten achtet,  dabei ein wichtiger Unterstützungsfaktor für engagierte Väter sein kann, versteht sich von selbst und  macht  auch die vorliegende Studie plausibel. 

 

Andreas Ruffing

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