Bartels / Raether, Männergefühle

Stephan Bartels / Till Raether, Männergefühle. Was denken Männer, wenn sie nichts sagen? S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M. 2012. ISBN 978-3-596-19239-7.

 

Aus einer ganz persönlichen Sicht beschreiben die beiden Autoren ihre inneren Gefühlswelten als Mann. Dabei gehen sie schon im Vorwort auf die (von Frauen) oft gestellte Frage ein: „Haben Männer Gefühle, und wenn ja, wo und wie viele?“ Sie stellen fest, dass die ganze Welt permanent von Gefühlen redet; nach einem Fußballspiel und sogar bei so etwas Neutralem, wie die Nachrichten geht es immer um Gefühle. Ihres Erachtens entsteht der Vorwurf männlicher Gefühlskälte erst in der Beziehung zu Frauen. Dabei stellen die Autoren eine überspitze These auf: „Frauen reden über Gefühle. Männer haben sie.“ (S. 14)

Diese These durchzieht das gesamte Buch, wenn sie die Gefühlswelten beschreiben. Daran wird deutlich, dass es sich nicht um ein wissenschaftliches Buch objektiven Charakters handelt. Sie überspitzen und übertreiben und beschreiben, was Männer sonst nicht erzählen (z.B. was Männer machen, wenn sie alleine sind). Interessant ist auch der Partnertest, in dem man sich nach zehn Fragen wiederfindet und gleichzeitig auch nicht. Denn, wie gesagt, das Buch lebt von Übertreibungen und Zuspitzungen. So wirken die Männertypologien sehr schubladenartig oder auch der Kampf der Geschlechter über die Gefühlshoheiten als sehr verschärft. Die Vorteile und Schwierigkeiten solcher Zuspitzungen erkennen die Autoren aber auch und erklären dazu im Vorwort: „Wir überzeichnen und spitzen zu, was wir selbst erlebt haben und was wir wissen aus Gesprächen mit anderen Männern. … Wir gehen das Risiko ein, denn Klischees sind eben nie nur Klischees: Sie werfen immer auch ein grelles, etwas ordinäres Licht auf einen komplizierten Sachverhalt, der dann in diesem Licht etwas weniger kompliziert wirkt, so dass man sich ihm unbefangen nähern kann.“ (S. 15 f.) Eben weil der Mensch/Mann sehr komplex ist, sind die Autoren an verschiedenen Stellen auch nicht immer einer Meinung, was sie dann auch zugeben: Soll die Frau sagen, was der Mann tun soll oder soll sie ihn einfach machen lassen? Die Wahrheit wird wohl immer zwischen den Extremen liegen. Aber dafür ist das Buch geeignet, sich zu positionieren und eine Sprache zu finden für das, was Männern oft so schwer fällt: über Gefühle zu reden.

Insgesamt ist das Buch sehr kurzweilig geschrieben und sowohl für ihn als auch für sie absolut lesenswert.

 

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